Mülheim. .

Von einem „Doppelleben“ zu sprechen, wäre übertrieben; zwei Identitäten trifft es schon eher. Denn er ist einerseits Stephen Voigt, Brandmeister bei der Mülheimer Feuerwehr, und andererseits „Instinktsteve“, Rapper mit Faible für geschliffene Reime.

Seinen Beruf und sein Hobby hat der 33-Jährige nun vereint: In einem neuen Lied erzählt er, was passiert, „Wenn Helfer Hilfe brauchen“. Dazu erschien nun ein Musikvideo, das in der Broicher Hauptwache gedreht wurde.

Der Text ist wichtiger als der beat

Instinktsteve ist ein Rapper, dem der Text seiner Lieder wichtiger ist als deren Beat. Er will mit seiner Musik Geschichten erzählen – und das „technisch versiert“. Deshalb feilt er teils lange an einzelnen Formulierungen. Auch der Text zu „Wenn Helfer Hilfe brauchen“ begann als zähes Ringen, bevor er die erste Version verwarf, noch mal von vorne anfing und aus dem Gefühl textete.

„In einem runter“ schrieb er dann das Lied, das von seinem beruflichen Alltag erzählt und auch ein Dank sein soll an alle Ehrenamtlichen im Rettungsdienst, „die am Wochenende feiern könnten, aber stattdessen setzen sie sich auf die Karren, um anderen zu helfen“ – das, findet der Berufsfeuerwehrmann, ist allemal ein Dank wert.

„Wir sehen viel Elend“, sagt Stephen Voigt. „Ich wollte zeigen, dass auch wir mit den Sachen zu kämpfen haben.“ Nach schlimmen Einsätzen setze man sich im Team zusammen und spreche über Erlebtes. Außerdem gibt es Seelsorger. Familie und Freunde sind oft wichtige Ansprechpartner. Der Rap ist für Instinktsteve zudem Ausgleich zum Beruf. Vielleicht war die Verbindung von beidem nur eine Frage der Zeit.

Den Alltag eines Retters dastellen

Und weil ihm das Thema so am Herzen liegt, entschied er, das Lied, das er gemeinsam mit der Sängerin Anika S. aufnahm, auch als Video zu veröffentlichen – und die darin vorkommen zu lassen, über die er rappt. Die Erlaubnis dafür holte er sich bei seinem Chef ein, legte den Text aus, fand in seiner Wachmannschaft und in Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Statisten, die abseits ihren Dienstes einen Sonntag zum Dreh nach ­Broich kamen. Eine achtköpfige Crew rückte morgens samt Kamera an. Regisseur Anil Altinyay von Moonlight Pictures setzte Sportraum, Bereitschaftsraum und Feuerwehrwagen in Szene. „Eine schöne Sache“ nennt Instinktsteve den Tag und ist dankbar für die Möglichkeit, sein Video dort zu drehen.

Den Menschen für den Alltag eines Retters die Augen öffnen wollte Instinktsteve. Der Videodreh hatte aber noch einen anderen Nebeneffekt: Er brachte seine Kollegen nämlich in Kontakt mit seiner Musik. „Als Rapper ist man immer ein bisschen klischeebehaftet. Aber so habe ich den Leuten gezeigt, dass das auf mich nicht zutrifft und dass das, was ich mache, nicht so larifari ist.“