Mülheim. . Um den durch Wasserverwirbelungen enstandenen Auskohlungen entgegen zu wirken, werden seit Tagen Steine ins Wasser geworfen, um die Löcher zu schließen. Insgesamt werden um die 1700 Tonnen Grauwacke im Wert von 150.000 Euro versenkt.
Vor der Mendener Brücke liegt ein Schiff, von dem aus Steine ins Wasser geworfen werden. Vom auf der Brücke rauschenden Verkehr kaum bemerkt, zeigt sich dieses Bild seit Tagen den Spaziergängern, Radfahrern und den Fahrgästen auf den Booten der Weißen Flotte.
Eine Fachfirma für den Gewässerschutz verfüllt hier Auskolkungen, so nennt man die Vertiefungen in der Ruhrsohle, die auf Dauer die Standfestigkeit der Mendener Brücke gefährden könnten. Die Arbeiten werden noch etwa drei Wochen in Anspruch nehmen. Dann werden 1700 Tonnen Grauwacke, ein besonders dichter Stein, den man für den Wasserbau verwendet, am Fuße der Mendener Brücke versenkt sein
Manchmal herrscht Ruhe an der Wasserbaustelle, hat der Schwimmbagger Pause. Dann sind die Angestellten der Gewässerschutz-Firma BSD aus Dessau mit ihrem Flachboot in Richtung Hafen unterwegs, um Steine aufzuladen. 1700 Tonnen Grauwacke lagern dort. Weil die Schleuse am Wasserbahnhof nur ein recht schmales Boot passieren lassen kann, ist die Schute mehrmals am Tag unterwegs, um neue Ladung aufzunehmen.
Zeit zum Handeln
„Es tut schon weh, für 150.000 € Steine in der Ruhr zu versenken“, schmunzelt Horst Chluba. „Aber es muss sein.“ Warum das so ist, erklärt der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieursbau anhand einer Aufzeichnung, die die Vermessung der Ruhrbodentiefe per Echolot wiedergibt. Braun ist gut, blaue Flecken aber sind schlecht: Dort hat die Strömung schon ziemlich viel Material aus dem Boden gerissen. Ein 4,5 m tiefes Loch ist bereits mit „Wackersteinen“ verfüllt worden. Es lag unweit des ersten Brückenpfeilers. „Normalerweise hat die Ruhr eine Wassertiefe von 1,70 bis 2 Meter“, erklärt Chluba. Die Auskolkungen haben schon Tiefen bis zu 2,75 Meter erreicht – Zeit zum Handeln.
Die Brückenprüfung obliegt seit 1936 der Kommune, und die Auflagen sind streng: Alle sechs Jahre ist eine Hauptprüfung mit Echolot-Messung fällig, eine einfache Prüfung alle drei Jahre und jährlich wird ohnehin kontrolliert. Auskolkungen, also Löcher im Ruhrboden, die durch Wasserverwirbelungen entstanden sind, können im Bereich einer Brücke Probleme mit der Standfestigkeit bereiten. Wenn die Auskolkungen verfüllt sind, gibt es dort keine Angriffsfläche mehr für das strömende Wasser, das in Hochwasserzeiten noch schneller fließt.
Alles im braunen Bereich
Grauwacke ist ein Gestein mit hoher Dichte – ein Kubikmeter wiegt 2,7 Tonnen – das für den Wasserbau Verwendung findet. Das Flachboot (Schute) der Firma BSD passt genau durch die Schleuse am Wasserbahnhof – breiter als fünf Meter dürfte es nicht sein. Etwa drei bis vier Ladungen schafft die Firma, pro Tag zu holen und in der Ruhr zu versenken, und muss pro Tour zweimal durch die Schleuse fahren, erklärt Bauleiter Sergej Mirosnicenko. Sind alle Wackersteine versenkt, gibt es erneut eine Echolot-Messung. Das erwartete Ergebnis: Alles im braunen Bereich.