Mülheim.

Klick. Sperrmüll angemeldet. Klick. Geburtsurkunde bestellt. Klick. Im Fundbüro die verlorene Tasche entdeckt. Die Computermaus kann in Mülheim oft einen Behördengang ersetzen.

Die Bürger nutzen das virtuelle Angebot auf www.muelheim-ruhr.de. 17,5 Millionen Aufrufe hatte die Internetseite der Stadt im vergangenen Jahr. Die Tendenz ist steigend.

E-Government“, elektronische Regierung, wird die verbesserte Abwicklung von Verwaltungsvorgängen mit Hilfe des Internets hochtrabend bezeichnet. Mülheim ist mit seinen Online-Aktivitäten gut aufgestellt. Das belegt eine deutschlandweite Studie der Wirtschaftsprüfer von „Ernst & Young“ im Vergleich zu 186 anderen Kommunen mit über 50.000 Einwohnern. Mülheim belegt hier einen hervorragenden vierten Platz – deutlich vor Millionenstädten wie Hamburg oder Berlin (wir berichteten).

„Mit Hilfe unserer Online-Services wie der Hundesteuer-Anmeldung haben wir die Effizienz der Verwaltung gesteigert“, sagt Niels Gründel, Computer-Fachmann bei der Stadt. Mittelfristig werde es auch Online-Bezahlsysteme geben. Soll heißen: Das Wunschkennzeichnen kann etwa demnächst nicht nur online reserviert, sondern im gleichen Schritt auch bezahlt werden.

Publikumsverkehr bleibt

Derzeit sei dieser Service zu teuer, da für die Stadt Provisionen für Dienstleister wie „Click-and-Buy“ oder „PayPal“ anfallen würden. „Das reduziert keinen Aufwand, sondern verursacht nur mehr Kosten“, sagt Gründel, der einen positiven Effekt durch den städtischen Internetauftritt ausmacht. „Wir bekommen dank der Seite weniger Anrufe und Mails. Somit bleibt mehr Zeit für den Publikumsverkehr.“

Der bleibt - Online-Auftritt hin oder her – immer. Denn längst nicht alle Angelegenheiten können online geregelt werden. Einen Personalausweis beantragen, seinen Wohnort ummelden - das geht beispielsweise nicht bequem von zu Hause aus. Häufig ist das persönliche Erscheinen noch immer Pflicht - was gerade für Berufstätige oder Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, mitunter lästig ist. Und zeitaufwendig.

Wartezeiten von über einer Stunde

Am Montag warteten etwa gegen 12.40 Uhr rund 72 Mülheimer im Bürgeramt auf einen Sachbearbeiter. Die prognostizierte Wartezeit betrug ganze 62 Minuten. So steht es zumindest auf der Mülheimer Stadtseite. Leider ist diese wirklich nützliche Warteschlangen-Prognose nur in einem Untermenü versteckt.

Gerade für ältere Mülheimer, die mit dem Internet noch nicht ganz so souverän umgehen können, wäre eine einfachere und übersichtlichere Struktur wünschenswert. Schließlich sind 42 Prozent der 55 bis 74 Jahre alten Deutschen noch nie online gewesen, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Ein Einstieg wird ihnen auf muelheim-ruhr.de nicht immer ganz leicht gemacht.

Durch „E-Government“ Verwaltung entschlacken?

„Es ist noch Luft nach oben“, sagt deshalb auch Niels Gründel. Das sieht Hans-Peter Busson, Wirtschaftsprüfer bei „Ernst & Young“, ganz ähnlich. Sein Wunsch: „Es müsste für Bürger ähnlich wie bei Versicherungen auch bei der Stadt eine elektronische Akte geben.“ Was Datenschützer bedenklich finden könnten, ist für Busson in Zeiten von Nothaushalten eine Möglichkeit, Bürokratie abzubauen und die Verwaltung zu entschlacken.

Doch Niels Gründel wiegelt ab. Ziel von muelheim-ruhr.de sei es nicht, die Verwaltung zu verkleinern. Klar, es gehe um ein Mehr an Effizienz, „aber wo sollen in der Verwaltung überhaupt noch Stellen eingespart werden?“, fragt er.