Mülheim. .

An der Hochschule Ruhr West läuft die Einschreibung für das kommende Semester. Und wer dort schon studiert, kann sich ab sofort für ein neues Stipendienprogramm bewerben: „HRW Talents“ startet mit zwei Plätzen.

Daraus sollen schnell mehr werden: 20 000 Flyer wurden gedruckt, um an den beiden Standorten Mülheim und Bottrop für ein Fördermodell zu werben, das aus mehreren Beweggründen geboren wurde. Auch aus der Not. Denn wie es mit den Landeszuschüssen für Stipendien weitergeht, von denen im vorigen Semester zehn der rund 300 Studierenden profitierten, sei unklar, erläutert HRW-Präsident Prof. Dr. Eberhard Menzel.

Fachkräftemangel

Sicher ist nur: Es wird ab dem Herbst zunächst ein Stipendium aus Bundesmitteln geben, doch das erscheint nicht nur der Hochschulleitung als zu wenig. Um „diese Lücke zu füllen“ wurde gemeinsam mit dem Förderverein der HRW das neue Programm entwickelt. Menzel bezeichnet es treffend als „weiteren Baustein in der Verzahnung mit der regionalen Wirtschaft“. Denn Unternehmen, die den Fachkräftemangel künftig noch stärker spüren werden, bekommen mit „HRW Talents“ die Möglichkeit, einzelne Studierende ganz gezielt und nach eigenen Vorstellungen zu sponsern.

3600 Euro pro Jahr

Zwei Varianten gibt es. Entweder ein Vollstipendium für eine(n) Studierende(n), das von Firmen, Verbänden, Stiftungen oder Privatleuten mit 3600 Euro pro Jahr gefördert wird und mindestens zwei Semester lang läuft. Oder eine Spende ab 50 Euro in einen Fonds, aus dem weitere Vollstipendien finanziert werden.

Bewerben können sich grundsätzlich junge Leute aus allen Studiengängen, die in Mülheim oder Bottrop angeboten werden. Aussuchen will man die Stipendiaten nach mehreren Kriterien, bei denen die Noten, also fachlichen Leistungen, zwar oben stehen, aber auch sogenannte „Soft-Skills“, etwa Teamfähigkeit, zählen, besonderes Engagement über das Studium hinaus oder auch die praktische Arbeitserfahrung.

Eine Vorauswahl aus allen Bewerbungen trifft ein vierköpfiges Gremium, in dem führende Vertreter der HRW und des Fördervereins sitzen werden. Das letzte Wort haben dann die Unternehmen, die das Stipendium bezahlen. Sie können auch weitere Vorgaben machen, etwa gezielt leistungsstarke Frauen fördern.

Gute Portion Egoismus der Unternehmen

Bislang ist aber erst ein Unternehmen mit im Boot: Die iSAM AG, Spezialist für Automatisierungssysteme mit Sitz in Mülheim und derzeit 46 Mitarbeitern, stiftet zum Wintersemester je ein Stipendium für die Fachrichtungen Elek-trotechnik (Campus Mülheim) und Angewandte Informatik (Campus Bottrop). „Wenn wir eine große Stellenanzeige schalten“, sagt iSAM-Vorstandsmitglied Bernd Jotzo, „bekommen wir keine Wäschekörbe voller Bewerbungen. Das Stipendienprogramm gibt uns die Möglichkeit, in direkten Kontakt zu Studierenden zu treten und an der Auswahl mitzuwirken.“

Klartext redet auch Heinz Lison, Vorsitzender des Fördervereins der HRW, der sagt: „Hier geht es nicht nur um die soziale gute Tat, sondern es ist auch eine gute Portion Egoismus der Unternehmen dabei, Nachwuchstalente an sich zu binden.“ Im Idealfall kommt beides zusammen.

Die Bewerbungsfrist für die ersten beiden Stipendien hat begonnen, die Suche nach weiteren Sponsoren auch.