Was kostet eigentlich ein Studium? Vielleicht 300 Euro Miete warm – wenn man nicht mehr im Hotel Mami leben will, wenig Möbel besitzt und etwas Glück hat. 350, um den monatlichen Lebensmittelschrank zu füllen.

Fahrradpedale treten statt Auto fahren, spart tüchtig Kohle. Da ist vielleicht noch ein ÖPNV-Ticket drin (50 Schlappen) – für kalte Tage. Mal ausgehen (obwohl man eigentlich büffeln müsste), schlägt im Monat noch einmal mit 50 Euro zu Buche.

Dazu kommen noch 50 für Schulbücher, Kopien, Stifte, Hefte – Pi mal Daumen 800 Euro müssten es monatlich wohl sein. Nicht viel, aber weitaus mehr als der augenblickliche Bafög-Höchstsatz (670 €) hergibt.

Für Studenten der Hochschule Ruhr West wie Abdelmohssin Benhnia (23) und Robert Zaczek (23) bedeutet dies, arbeiten zu gehen zwischen Seminarstunde und Lerngruppe oder zwischen den Semestern. Dass ihnen nun ein „warmer Geldregen“ ins Haus steht, passt ihnen daher gut und ist obendrein verdient: Denn sie gehören zu den zehn Studenten der Hochschule, die für ihre hervorragenden Leistungen ein Stipendium aus dem NRW-Stipendienprogramm erhielten.

Und das bedeutet für sie 300 Euro im Monat und für den Zeitraum von zwei Semestern. Reich macht die Finanzspritze deshalb nicht, dennoch: „Mein Vater wird sich freuen“, meint Benhnia. Der BWL-Student stammt aus Marokko, lebt seit zwei Jahren in Deutschland und wird von der Familie unterstützt. „Das Stipendium hilft mir, dass ich mich jetzt ganz aufs Studium konzentrieren kann und nicht in den Ferien jobben muss.“

„Das ist besser als Bafög“ – findet Zaczek, der als gelernter Maschinenbautechniker und Student der Angewandten Informatik bereits eine „Anwendung“ für das Geld ins Auge gefasst hat: ein Notebook. Bafög fällt für den 23-Jährigen ohnehin flach, denn er jobbte ein Jahr in Australien und Asien und hat etwas Geld „auf der hohen Kante, das ich eigentlich zur Altersvorsorge nutzen wollte, aber erst aufbrauchen muss.“ Zazcek geht zwar neben dem Studium arbeiten, dank Stipendium bleibt von dem Ersparten aber vielleicht noch etwas übrig.

Seine Kommilitonin Claudia Hastenteufel (31, Wirtschaftsingenieurin) freut sich ebenso über die Förderung: „Super, dafür kann ich Bücher kaufen“, denn weil sie sich um ihre kleine Tochter und das Studium kümmern muss, „ist es schwierig, noch nebenbei arbeiten zu gehen“. Nach dem Studium hat Hastenteufel sich einiges vorgenommen: „Ich will die Welt verbessern“, sagt sie – und im Bereich Solartechnik und alternativen Energien arbeiten.

Bei der Vergabe der Stipendien hob HRW-Präsident Eberhard Menzel die Leistungen der Studierenden hervor, beklagte aber, dass Deutschland ein Entwicklungsland in Sachen Stipendien sei, gerade einmal zwei Prozent kämen in den Genuss. Nur 1800 Euro müsse ein privater Stipendiengeber einkalkulieren, „dies ist ein moderater Einsatz für eine große Wirkung“, so Menzel.

Gesponsert wird die Förderung übrigens zur Hälfte vom Land sowie zur Hälfte von Unterstützern in Mülheim. Vier finanziert der Förderverein der Hochschule, fünf die Schauenburg-Stiftung, eine übernimmt Walter Maiwald, Geschäftsführer von iQbis consulting. Fördervereinsvorstand Heinz Lison: „Wir wollen die Zahl der privaten Sponsoren im nächsten Jahr verdoppeln.“