Mülheim.

Heimat ist für Maria Moser nicht einfach nur ein Ort – sondern zwei: ein Land und eine Stadt am Fluss. In Österreich wurde sie geboren, in Mülheim wuchs sie auf, bevor sie zum Studium zurück nach Österreich ging. Heute lebt sie mit ihrem Mann – einem gebürtigen Kärntener – wieder in Mülheim. Hier möchte sie nun endlich ihre beiden „Heimaten“ miteinander verbinden: Im September eröffnet sie im ehemaligen Rosenhof ein Wiener Kaffeehaus.

„Authentisch, aber angepasst“ soll ihr Café Vienna sein, sagt Maria Moser. Wien auf Mülheimer Art bringt deshalb ein bisschen Moderne in die Tradition. Klassische Holzmöbel findet man nun im Café, und alle sind sie aus dunklem Holz: die alte Standuhr von der Oma aus Österreich, die Stühle und Tische. Bei Letzterem verzichtet sie auf die in Wien übliche Tischplatte aus Marmor. Zu angestaubt ist das für den Geschmack der 44-Jährigen. Auch das Ledersofa in einer Ecke hat klassischen Charme, ohne altbacken zu sein. Rosenmuster finden sich auf den Kissen, ebenso wie auf den roten Tapeten. Ein unvermuteter Brückenschlag ist das zu dem Gebäude: „Ich wusste zuerst gar nicht, dass das Rosenhof genannt wird.“

Österreichische Esskultur im Ruhrgebiet

Doch dort, an der Kaiserstraße 2a, fand Maria Moser die perfekten Räume, um sich einen Traum zu erfüllen. Vor etwa drei Jahren hatte sie erstmals die Idee, ein Kaffeehaus in Mülheim zu eröffnen und die Dinge, die ihr an der Ruhr fehlen, in ihre zweite Heimat zu holen. „Guten Kaffee“ meint sie damit einerseits: „Mir schmeckt der Kaffee hier einfach nicht. Wenn ich nach Österreich komme, freue mich mich immer schon auf einen ,Verlängerten’, wie wir sagen.“ Oder auf einen „Kleinen Braunen“, einen „Großen Brauen“. Nach Schulungen weiß sie: „Der Geschmack liegt an der Bohne und der Zubereitung.“

Die österreichische Esskultur, die sich für Maria Moser sehr von der hiesigen unterscheidet, möchte sie importieren – und damit auch etwas für die Innenstadt tun. Zunächst hatte sie Räume am Synagogenplatz im Auge, um diesen „wunderbaren Platz zu beleben“. Doch der Mietvertrag kam nicht zustande. Die bereits gemachten Pläne mochte sie aber nicht aufgeben: „Wenn wir uns einmal etwas vornehmen, dann ziehen wir es auch durch.“

Café Vienna wird dritte Heimat

Mit „wir“ meint sie sich und den Rest ihrer Familie. Die beiden Töchter haben bereits gelernt, wie Milch richtig zum Schäumen gebracht wird, und die Schwiegermutter wird ebenfalls an die Ruhr geholt: „Sie macht so guten Kaiserschmarrn.“ Schokolade wird es natürlich auch geben und Leberknödelsuppe. „Wir greifen ein bisschen die Klischees ab“, sagt die Inhaberin, die aktuell noch einen guten Germknödellieferanten sucht. Die kann ihre Schwiegermutter zwar auch „sehr gut“ zubereiten, aber „die schmecken nicht so wie auf der Hütte. Da sind die nämlich nicht selbst gemacht.“

Seit Anfang Juli laufen nun die Renovierungsarbeiten. Maria Moser ist guter Dinge, dass bis September alles fertig wird. Immerhin studierte sie „Management“ und kann sich und andere gut organisieren. Und mit dem Kaffeehaus bringt sie nicht nur ihre Liebe für guten Kaffee, sondern auch für Musik zum Ausdruck. Sie spielt Geige und Klavier, ist geschult im Jazzgesang und legt so auch Wert auf ein passendes musikalisches Ambiente im Café Vienna. Das ist dann bald ihre dritte Heimat.