Mülheim-Broich. Nachdem die Einhorn-Apothele zwölf Jahre lang leer stand, mieteten sich die Freundinnen Gitti Stoepke und Sabine Paulus-Vollbrachtdort ein. Im April eröffneten sie das Café Einhorn. Nun schlürfen Gäste ihren Cappuccino im Apotheken-Ambiente von 1892.
Wo einst Kamille, Opium und medizinische Heilwässerchen lagerten, findet man heute Kaffee, Kuchen und Servietten. Über zwölf Jahre blieb die ehemalige Einhorn-Apotheke an der Duisburger Straße 127 in Broich unbewirtschaftet, obwohl das Inventar fast 120 Jahre alt ist, die Einrichtung heiß begehrt war. Die Freundinnen Gitti Stoepke und Sabine Paulus-Vollbracht mieteten sich ein und konstruierten kurzerhand die Apotheke zum Café um. Im April eröffneten sie das Café Einhorn. Nun schlürfen Gäste ihren Cappuccino im Apotheken-Ambiente von 1892.
Die massiven Eichenmöbel haben ein ganzes Jahrhundert überdauert, ihr Alter sieht man ihnen nicht an. Trotz der schweren Möbel, die bis zur Decke reichen, erscheint das Café hell und freundlich. Denn den Rest des rund 80 Quadratmeter großen Ladenlokals haben Gitti Stoepke und Sabine Paulus-Vollbracht innerhalb von drei Monaten renoviert, restauriert und weiß gestrichen. Das leerstehende Lokal an der Duisburger Straße hatten die Frauen schnell ins Auge gefasst. „Mein Sohn fand die Immobilie im Internet zur Vermietung.“ Das war der Startschuss.
Café ist Traum der beiden Freundinnen
Etwa 40.000 Euro haben die Freundinnen in ihren Café-Traum investiert. „Wir wollten schon immer was gemeinsam aufziehen“, sagt die 57-jährige Gitti Stoepke, die „nebenbei“ noch beim Mülheimer Sportbund ihrem eigentlichen Job nachgeht. Auch Freundin Sabine (51) arbeitet noch als Erzieherin in einer Kindertagesstätte. Doch die Doppelbelastung und die viele Arbeit mache ihnen nichts aus. Im Gegenteil: „Die alte Apotheke ist genau das, was wir wollten.“
Die vielen Schubladen der Apothekerschränke nutzen sie als Stauraum. Jedes Fach hat ein weißes Schildchen mit lateinischer und deutscher Beschriftung: „Faulbaumrinde“, „Leukoplast“, Lindenblüten“. Wo früher die Mullbinden aufbewahrt wurden, liegen heute Kerzen. „In einigen Schubladen haben wir sogar noch Kamille und Minze gefunden – duftet immer noch herrlich“, findet Sabine Paulus-Vollbracht.
Spannende Schätzchen kamen ans Licht
Ohnehin kamen bei den Renovierungsarbeiten spannende Schätzchen ans Licht. Die besten Funde haben die Frauen in einem Kuriositäten-Kabinett in einer Glasvitrine ausgestellt. So wie das Giftbuch, in dem streng protokolliert wurde, an wen, wann und in welcher Menge Arsen und Rattengift ausgegeben wurden.
Sabine Paulus-Vollbracht und Gitti Stoepke kochen übrigens selbst – im ehemaligen „Laboratorium“ der Apotheke. Daran erinnert aber nur noch das Schild über der Tür, die Küche ist neu. Auf der Speisekarte steht Süßes und Herzhaftes: Selbst gemachte Kuchen und Torten sowie verschiedene Sorten Flammkuchen. „Die Preise liegen zwischen 4,50 und 5,80 Euro“, erklären die beiden. Dazu bieten sie Weine an, Frühstücksbuffets und veranstalten Themenabende.
Im Gastraum haben heute etwa 25 Gäste Platz, damals war der Raum voll mit medizinischen Büchern. „Das war früher die Bibliothek“, erklärt Gitti Stoepke. „Das kleinere Nebenzimmer haben die Apotheker genutzt, um dort Salben und Tinkturen anzurühren.“
Heute wird hier nur noch im Kaffee gerührt.