Mülheim. .
Ochsenherzen, schweizer Hosen und Banana Legs. Wer würde bei solch ungewöhnlichen Namen auf Gemüsesorten kommen? Vermutlich nur wenige – und genau deshalb entschlossen sich vor 25 Jahren ein paar engagierte Kleingärtner und Gemüseliebhaber den Verein zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) zu gründen.
Gründungsort war das beschauliche Worpswede in Niedersachsen. Im Januar 2010 übernahm die Mülheimer Hobbygärtnerin Kerstin Gründel die Geschäftsführung des Vereins. Als sie vor drei Jahren den kleinen Schrebergarten ihrer Eltern in Styrum übernahm, wusste sie noch nicht, was sie anpflanzen sollte. Gemüse sollte es sein – nur keine Hybridpflanzen. Bei der Suche nach geeignetem, gentechnikfreiem Saatgut stieß sie so auf VEN. Denn jeder kann sich Saatgut vom Verein gegen einen kleinen Betrag zuschicken lassen.
Baumspinat und Borlotto-Bohnen
2009 trat sie selbst dem Verein bei. Seit dem ist sie mit Herzblut bei der Sache. Anfangs waren es noch zwei bis drei verschiedene Gemüsesorten, doch kurz darauf musste das Stück Wiese weichen. Heute wachsen Bohnen und Baumspinat rund um die Dahlien in ihrem Garten. „Mein Garten sieht anders aus als die anderen Kleingärten“, sagt Kerstin Gründel und schmunzelt ein bisschen stolz.
Tatsächlich: In ihrem Kleingarten wimmelt es nur so von verschiedenen Gemüsesorten und Obstbäumen. Dem ungeschulten Auge mögen die vielen wuchernden Pflanzen vielleicht wie Unkraut vorkommen, doch Unkraut ist das alles hier bestimmt nicht. Zwischen Baumspinat und Borlotto-Bohne steht die Pflanzenliebhaberin, hebt eine umgeknickte Bohnenranke auf und erklärt: „Es ist besser für die Pflanzen, wenn sie abblühen.“
Besser als Tiefkühlgemüse
Gewöhnliches Gemüse wie im Supermarkt findet man in ihrem Garten nicht, dafür aber viele verschiedene Tomatensorten. Von großen „Ochsenherzen“ über längliche „Banana Leg“-Tomaten bis hin zu welchen, die von der Regenrinne ihres Gartenhäuschens hängen.
Am liebsten isst sie ihre eigenen Gartenerträge. Denn die schmecken am besten. „Tiefkühlgemüse braucht man aber auch nicht verteufeln“, gibt sie zu, „mein Gemüse ist aber besser“, sagt sie lachend. Ihr Garten versorgt sie mit reichlich Gemüse, so dass sie gerne auch die Äpfel ihrer vier Apfelbäume mit ihren Gartennachbarn tauscht. Sie möchte schließlich die Leute für die alten, fast vergessenen Sorten begeistern und „das geht am besten übers Essen“, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
Ihren Enthusiasmus speist Kerstin Gründel aus ihrem Verantwortungsgefühl für die Umwelt: „Das ist mein kleiner Anteil dafür, die Umwelt zu schützen.“