Mülheim. . Ein Kleingarten – das bedeutete vor ein paar Jahren noch langes Warten. Der Andrang war groß. Doch das hat sich geändert. Vielen Familien fehlt auch fürs Gärtnern inzwischen die Zeit. Die Kleingartenanlage in Mülheim-Styrum hat noch Parzellen frei.

Zwar ist es noch etwas bewölkt, aber zum ersten Mal seit vielen Monaten ist das Klima mild: Viele zieht es bei diesem ersten Hauch von Frühlingswetter hinaus an die frische Luft, aber nicht alle haben dafür ein so idyllisches Ziel wie die Mitglieder des Kleingartenvereins Styrum.

Mülheims größte Kleingartenanlage mit 133 Parzellen ist gut besucht am Sonntag. „Der Boden wird gelockert“, erklärt Vereinsvorsitzender Helfried Bovermann. „Kohlpflanzen und Zwiebeln können auch schon gepflanzt werden.“

Auffallend: Die Warteliste für Parzellen ist längst nicht mehr so lang wie früher einmal, denn ein Garten fordert viel Arbeit und Zeit, die viele Berufstätige kaum opfern können. Zwei Parzellen sind in Styrum noch zu vergeben: Wer sich jetzt bewirbt, hat gute Chancen auf einen schönen Rückzugsort im Sommer.

Vorschriften gelockert

Die strikten und manchmal skurrilen Vorschriften der Kleingartenanlagen von einst sind heutzutage deutlich gelockert worden. „Aber ein Gesetz gibt es noch: Die Gärten sollen zu einem Drittel aus Rasen, zu einem Drittel aus Garten und zu einem Drittel aus dem Haus bestehen. Daran lässt sich nicht rütteln.“

Den meisten Mitgliedern scheint das entgegen zu kommen: Die Gartenhäuschen sind hübsch und individuell hergerichtet, die Gärten liebevoll gestaltet. Mal sieht man einen kleinen Teich, manchmal sogar noch ein paar Gartenzwerge.

Peter Blechschmidt ist gerade damit beschäftigt, seinen Apfelbaum zu beschneiden: „Wir brauchen nichts mehr zu kaufen, wir haben das ganze Jahr Marmelade aus dem eigenen Garten: Apfel, Pflaume, Kirsche, Himbeere und Brombeere!“ Er deutet stolz auf die verschiedenen Büsche und Bäume.

„Es macht einen schon ein wenig stolz, wenn die Mitglieder so zufrieden sind“, freut sich Helfried Bovermann. „Gift wird bei uns übrigens nicht mehr gespritzt. Wir wollen es hier jetzt in Richtung Bio versuchen.“ Das kennt man so nicht aus den üblichen Klischees über Kleingartenvereine, doch hier läuft inzwischen vieles anders: „Wir sind offener. Ich achte darauf, dass vor allem viele junge Familien hier Gärten bekommen – denn das ist unsere Zukunft.“ Er fügt hinzu: „Wir sind auch schon ein wenig international - fünf Gärten wurden an Migranten vergeben, sie kommen aus Russland, Italien oder Griechenland.“

80 Euro kostet die Pacht im Jahr

Was viele nicht wissen: Kleingärtnern ist ein durchaus bezahlbares Vergnügen: Nur 80 Euro kostet die Pacht für einen Garten pro Jahr, dazu kommen noch einmal 80 Euro Vereinsbeitrag und Stromkosten für das Gartenhäuschen.

Auch die Nachbarschaft unter den Gärtnern ist gut: „Wir feiern hier jedes Jahr ein großes Osterfeuer und den Tanz in den Mai. Und in unserem großen Steinbackofen backen wir eigenes Brot.“ Zum ersten Mal gegrillt hat Bovermann übrigens schon am Samstag.

„Das einzige Problem hier ist die Straße, die die Anlage in zwei Hälften teilt. Da gibt es schon ein wenig Konkurrenz zwischen den beiden Teilen“. Aber, schmunzelt er: „Das macht es ja auch ein bisschen spannend!“