Mülheim. . Eine neue Ausstellung in der Alten Post widmet sich zwei Künstlern, die viel gemeinsam haben: Werner Graeff und Kurt Rehm.

Abstrakte Formen und minimale Farbakzente: In einer neuen Ausstellung widmet sich das Kunstmuseum Alte Post zwei Künstlern, die viel gemeinsam haben. Am heutigen Samstag eröffnet „Das Bauhaus und danach – Werner Graeff und die Nachkriegsmoderne“. Im Grafikraum des Museums werden außerdem Zeichnungen und Papierschnitte des Mülheimer Künstlers Kurt Rehm zu sehen sein. Die Ausstellungen laufen vom 17. Juli bis zum 18. September.

Werner Graeff hatte viele Facetten. Er war nicht nur Maler, Bildhauer und Grafiker, sondern auch Fotograf und Erfinder. Der im Jahr 1901 in Wuppertal geborene Künstler lernte am Bauhaus, schloss sich der De-Stijl-Gruppe an und stach bereits in der Zwanziger Jahren als Designer hervor, der sich mit der Gestaltung der modernen Medien, mit Fotografie und Film auseinander setzte. 1927 veröffentlichte er ein Buch über den Maler Willi Baumeister, der ihn in seinem Schaffen stark prägte. „1934 sah er sich gezwungen, zu emigrieren“, erklärt Beate

Reese. Die Leiterin des Kunstmuseums ist stolz, über 100 Arbeiten Werner Graeffs und die seiner Zeitgenossen präsentieren zu können. Unterstützt wird sie dabei von Graeffs Witwe, der Glasmalerin Ursula Hirsch-Graeff, mit der er seine letzten Lebensjahre bis 1978 in Mülheim verbrachte. Auch einige ihrer Werke werden in der Alten Post zu sehen sein.

Fokus auf die Jahre nach der Emigration

Als Graeff 1951 wieder nach Deutschland kam, wandte er sich verstärkt der Malerei zu. „Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Jahren nach seiner Emigration“, sagt Beate Reese. Nämlich auf der Nachkriegsmoderne im Ruhrgebiet. Seine Bilder zeigen wiederkehrende Elemente, klare Formen und minimale Farbakzente, mit Beschränkung auf die Grundfarben. Neben den Arbeiten Werner Graeffs sind auch viele Werke gedankenverbundener Künstler zu sehen. Der große Willi Baumeister ist dabei, Max Burchartz, Gustav Deppe, Margarete Kruegel, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann oder André Thomkins. „Die Ausstellung erstreckt sich auf alle vier Räume des Museums und umfasst über 100 Werke“, sagt Beate Reese.

Besonders stolz ist das Museum auch auf die zweite Ausstellung in der Grafik-Abteilung. Künstler Kurt Rehm (82) zeigt seine Bleistiftzeichnungen aus den Jahren 1952-55 sowie eine Auswahl seiner Papierschnitte, die in einer späteren Schaffensperiode zwischen 2005 und 2010 entstanden sind. „Wir freuen uns, dass er uns 700 seiner Zeichnungen als Schenkung überlassen hat“, sagt Gerhard Ribbrock, stellvertretender Museumsleiter. „Das bereichert unsere grafische Sammlung ungemein.“

Aus Kopf und Bauch

Seine kleinformatigen Kunstwerke zeichnete Kurt Rehm auf etwa zehn mal acht Zentimeter große Miniaturblätter – in akribischer Genauigkeit und mit viel Hingabe zum Handwerk. „Und das mit nur drei verschiedenen Bleistift-Härten, da liegt Perfektion in jedem Strich“, lacht Ribbrock. Der Betrachter muss schon genau hinschauen, die abstrakten Formen sind nie gleich, sie laufen spitz zu, verformen sich in alle Richtungen oder sehen aus wie ein Tintenklecks. „Es ist was Fliegendes, was Pflanzliches, was Figürliches darunter und trotzdem immer abstrakt“, meint Rehm. Und erklärt, wie seine Arbeiten entstehen, mit viel Gefühl: „Es ist ein Zusammenspiel aus Kopf und Bauch.“

Termine:

Beide Ausstellungen eröffnen heute Samstag, 16. Juli, um 16.30 Uhr (Kurt Rehm), bzw. 18 Uhr. Gefördert werden die Ausstellungen von der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und der Sparkassenstiftung Mülheim. Führungen durch die Grafiksammlung Kurt Rehms leitet Gerhard Ribbrock am Sonntag, 24. Juli, 11 Uhr sowie am Sonntag, 4. September, 11 Uhr. Durch die Graeff-Ausstellung führen Julia Wagner und Dr. Beate Reese an folgenden Sonntagen: 31. Juli, 14. August, 28. August, 18. September, jeweils um 11 Uhr.