Schüler des Berufskollegs Stadtmitte spielen mit dem Seniorentheater Spätlese. Besonderheit: Die Jugendlichen kamen erst kürzlich aus aller Welt und sprechen kaum Deutsch.
„Die Grenze ist zu!“ Diesen Satz schmettert die Grenzerin dem Asylbewerber immer wieder entgegen. Nur gegen Geld will sie ihn reinlassen. Doch er besitzt keins. Schließlich überlässt er ihr seine Kette und gibt damit die letzte Erinnerung an seine alte Heimat auf, um die Eintrittskarte in eine neue Welt zu bekommen.
Das titellose Collage-Stück, das vom Theater Mülheimer Spätlese zusammen mit Schülern der internationalen Klasse des Berufskollegs Stadtmitte auf die Beine gestellt wurde, dreht sich um diese Frage: Wie funktioniert er, der Aufbruch in ein neues Leben, in ein neues Land? Mit allen Hindernissen und Schwierigkeiten. Vier Tage hatten Eckard Friedl von der Spätlese und Frieder Saar vom Kulturbetrieb der Stadt Zeit, dieses Theater-Projekt umzusetzen. Mit der Besonderheit, dass die Schüler erst seit kurzem in Deutschland sind und kaum die Sprache sprechen.
„Es war großartig, wie die Jugendlichen das gemacht haben."
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Über eine halbe Stunde lang wurden auf der Bühne kurze Szenen geboten, in denen die Berufsschüler mit Darstellern des Theaters gemeinsam spielten. Dabei schaffte das Ensemble es, mit viel Körpersprache einen starken Eindruck zu hinterlassen. „Es war großartig, wie die Jugendlichen das gemacht haben. Sie haben so viel Sicherheit ausgestrahlt und sich toll verkauft.“, lobte Saar.
In einem Workshop wurden zuerst Ideen ausgetauscht. Dabei sind kurze Szenen entstanden, die zwar dramaturgisch nicht zusammenhängen, aber doch alle um das gleiche Thema kreisen: das Leben zwischen zwei Welten. „Das betrifft die jungen Männer und Frauen natürlich direkt. Sie haben erst vor kurzem so einen Übergang miterlebt “, erklärt Eckard Friedl. Die internationale Klasse am Berufskolleg besteht seit acht Jahren.
"Die meisten Schüler haben den Rücken nicht frei"
Aufgenommen werden Schüler im Alter von 16 bis 25, die gerade erst hierhin gekommen sind. Dort haben sie die Möglichkeit, Deutsch zu lernen und einen Abschluss zu machen. „Die meisten, die bei uns sind, haben den Rücken nicht frei fürs Lernen. Sie stecken oft in Problemen und brauchen Unterstützung“, so Klassenlehrerin Helga Frohn-Heinl. Während der gemeinsamen Zeit mit der Spätlese haben sie die gefunden.
„Unsere Schauspieler haben sich super mit den Jugendlichen verstanden“, freut sich Friedel. „Am Ende waren sie richtige Kumpels.“