Mülheim.

„So extrem schlecht ist bislang noch keine Baustelle ausgeschildert worden“, empören sich Anwohner rund um den Oppspring und an der Zeppelinstraße. Man könne dabei zusehen, wie sich Autofahrer hilflos verirrten. Vor allem auswärtige Autofahrer endeten häufig weit hinter den aufgestellten Verbots- und Einbahnstraßenschildern in engen Gassen, wo es nicht weitergeht. 22 Baustellen weist die Stadt aus, keine ist so umstritten wie die an der Zeppelinstraße Richtung Flughafen.

Es sei eine Katastrophe, schimpft eine Mülheimerin, die aus dem Urlaub zurückgekehrt ist und gedacht hat, sie komme nicht mehr zu ihrem Haus. Alles übertrieben? Selbst jene, die Mülheim wie ihre Westentasche kennen, sagen, dass die Umleitung auf den ersten Blick nicht leicht zu durchschauen sei.

„An der Stelle ist man völlig unkoordiniert vorgegangen“

Der Ortsvereinsvorsitzende der SPD Holthausen/Raadt, Rolf Biermann, der direkt an der Zeppelinstraße wohnt, kann den Unmut verstehen: „An der Stelle ist man völlig unkoordiniert vorgegangen“, kritisiert er. Monatelange Gleisarbeiten, seit Wochen andauernde Kanalarbeiten auf dem parallelen Oppspring und die zusätzliche Sperrung einer kleinen Umgehung setzten das Viertel matt. Der Ortsteil Raadt und der Flughafen, so Biermann, seien nur noch über Heißen und die Mendener Straße zu erreichen. Hätte man die Baustelle auf der Zeppelinstraße zwei, drei Monate nach hinten geschoben, wären die Probleme geringer, ist der SPD-Mann überzeugt, der sich Proteste der Anwohner anhören muss.

Ende Mai haben die Bauarbeiten von der Einmündung Dinnendahls Höhe bis 150 Meter hinter der Kreuzung Holthauser Höfe begonnen. Bis Anfang August werden sie dauern. Die Mülheimer Verkehrsgesellschaft führt dort Gleisarbeiten durch. Auf einer Strecke von 400 Metern werden die Schienen erneuert. „Die alten Gleise sind 20 Jahre alt, haben sich durch den starken Verkehr immer wieder gelockert“, sagt MVG-Sprecher Olaf Frei. Auf Schotter seien die Gleise damals gelegt worden, die neuen bekommen eine Betonschicht als Halt. „Wir werden dann dort 30 Jahre Ruhe haben“, so Frei. Rund 800 000 Euro investiert die MVG in die Erneuerung des Strangs.

Haltestellen wurden verlegt, Ersatz-Haltestellen eingerichtet, ausgeschildert. Der Individualverkehr in Fahrtrichtung Hauptfriedhof wird großräumig ab Oppspring über die Obere Saarlandstraße, Untere Saarlandstraße, Mendener Straße und Steinknappen umgeleitet. In Fahrtrichtung Oppspring stadteinwärts kann die Zeppelinstraße weiterhin befahren werden.

Stadt hält Kritik für nicht gerechtfertigt

Eine andere Möglichkeit, um die Sanierung durchzuführen, sah man bei der MVG nicht. Den Verkehr, nur zeitlich versetzt über eine Spur, in beide Fahrtrichtungen zuzulassen, hätte aus Sicht der Stadt zu Rückstaus ungeahnter Länge geführt. Immerhin ist die Zeppelinstraße eine der großen Ein- und Ausfahrten von Mülheim.

Die Stadt hält die Kritik auch für nicht gerechtfertigt. Man führt die Verirrung auf den Gewohnheitseffekt zurück, Schilder würden nicht beachtet. Doch davon, so Stadtsprecher Volker Wiebels, seien etliche aufgestellt worden, und große. Bereits auf der Kaiserstraße in Höhe vom Haus des Sports etwa werde auf die Umleitung über die Reichspräsidentenstraße Richtung Obere Saarlandstraße hingewiesen. Und auch danach setze sich die Ausschilderung deutlich fort. Augen auf!, lautet daher der Appell an die Autofahrer.

Doch nicht nur Richtung Flughafen gibt’s Probleme. Auch stadteinwärts kann es auf der Zeppelinstraße sehr eng werden, und das ganz plötzlich: Eine der günstigen Tankstellen der Stadt hatte dort Anfang der Woche den Super-Preis auf 1,50 Euro gesenkt. Der Rückstau schob sich bis auf die Straße, wo dann gar nichts mehr ging – bis die Polizei als Retter kam.