Mülheim. .

Auch der Pfarrer ergreift an dem Abend das Wort, und auch er kämpft für die Hauptschule in dem Stadtteil: „Es darf für die Jugendlichen ab zehn Jahren kein bildungsfreies Eppinghofen geben“, sagt Helmut Kämpgen. Eppinghofen mit den vielen Nationen habe ein hohes Maß an Integration zu leisten, und die Hauptschule leiste dabei Großes. „Integration schafft man nicht, indem man Schüler an den Stadtrand nach Dümpten schickt.“

Rund 100 Eltern, Lehrer und einige Politiker aus dem Rat sind zu diesem ersten öffentlichen Diskussionsabend über die Bildungsentwicklungsplanung in die Realschule an der Oberstraße gekommen. Es geht hier um die Frage, welche Schulen künftig in welcher Größe in Mülheims Mitte angeboten werden sollen. Es ist der erste von fünf Diskussionsabenden. Es ist ein Abend, an dem die Zukunft der Hauptschule sehr schnell in den Mittelpunkt rückt und der deutlich macht, wie schwer die Entscheidung für den Rat werden wird.

Die Hauptschule punktet derzeit. Sie ist gut im Stadtteil vernetzt, wie Schulleiterin Gabriele Klar ausführt. Sie hat steigende Anmeldezahlen, sie weist eine sehr hohe Übergangsquote (53 Prozent) in die duale Ausbildung auf. Da kommt Beifall im Saal auf. Und auch, als ein Lehrer der Schule fragt: Warum man denn, wenn es nur noch eine Hauptschule geben soll, diese in den Norden nach Dümpten und nicht ins Zentrum legen will? „Hat Eppinghofen keine Lobby?“

Zwei Vorschläge

Entschieden ist nichts. Schuldezernent Peter Vermeulen, der später die sachliche Diskussion und die Qualität der Bürgerbeiträge lobt, macht im Bildungsentwicklungsplan zwei Vorschläge: Aufgabe der Hauptschule und vorübergehende Angliederung an die Hauptschule in Dümpten oder Erhalt beider Hauptschulen. Die Prognosen für die Schülerzahlen an Hauptschulen in Mülheim sind unterschiedlich: Die einen sagen, dass es bald nur noch für drei neue Hauptschulklassen im Jahr reichen dürfte, andere sprechen von fünf Klassen.

Diese Ungewissheit, diese Hängepartie sei für die Hauptschule schrecklich, sagt eine Mutter und stößt auf viel Verständnis. Eine Schule, die gut funktioniere, dürfe nicht einem politischen Gerangel zum Opfer fallen. Die Politik muss entscheiden: Erhält sie die Schule in Eppinghofen, weil sie von deren Wichtigkeit in diesem speziellen sozialen Umfeld überzeugt ist, dann muss sie massiv in diesen Standort investieren.

Sieben Millionen Renovierungskosten

Die Stadt spricht von rund sieben Millionen Euro für die Hauptschule und die angrenzende Grundschule im Dichterviertel, die ebenfalls zur Disposition steht. Beide weisen große bauliche Mängel auf. Aber wenn investiert wird und die Schülerzahlen dann doch eines Tages nicht reichen sollten? Fehlinvestitionen kann sich die Politik keine mehr leisten.

Die Renovierungskosten sind zwar hoch, meint der Pfarrer, aber das Geld müsste doch längst durch die bisherigen Verzichte angespart sein. Leider ist es nicht so, auch wenn die Schule bei den nötigen Sanierungen über Jahre vertröstet worden ist.