Mülheim. .
Es startete als Experiment: Kann sich eine Genre-Veranstaltung mitten im Styrumer Wohngebiet etablieren? Im fünften Jahr des Ruhr Reggae Summers steht fest: ja, sie kann. Das beweisen wachsende Besucherzahlen, aber auch die prominente Besetzung – viele Stars der Reggae-Szene spielten bereits im Ruhrstadion. In diesem Jahr singt Gentleman mit. In Mülheim gibt der bekannte Reggae-Musiker sein einziges Festivalkonzert in Deutschland.
Viele Veranstalter haben sich um Tilmann Otto, besser bekannt als Gentleman, bemüht. „Doch wir haben ihn bekommen“, freut sich Tilmann Rudorff vom Wuppertaler Veranstalter U-Concert. Zu Gute kamen den Organisatoren wohl langjährige Kontakte zum Künstler; überhaupt in die ganze Szene: „Etwa 30 Prozent der Künstler sind jedes Jahr dabei, zu vielen anderen halten wir stets gute Kontakte“, meint Tilmann Rudorff. So sangen bereits Patrice, Martin Jondo, Sebastian Sturm oder Macka B im Ruhrstadion. Vom 22. bis 24. Juli singen dieses Mal auch wieder Mono&Nikitaman, Nosliw oder Uwe Banton mit.
Riesen-Rasta-Fete
Stolz ist das Team von U-Concert darauf, dass sich der Ruhr Reggae Summer nach nur fünf Jahren in die Riege der Großen einreihen kann und neben Festivals wie dem Summer Jam oder dem Chiemsee Reggae Summer bestehen kann. Denn: Was als Sommerparty 2007 mit rund 6000 Besuchern an den Start ging, mauserte sich bis heute zur Riesen-Rasta-Fete mit weit über 15 000 Besuchern. „Die Nachfrage ist rasant gestiegen. Es gibt kaum Festivals, die innerhalb kurzer Zeit so gewachsen sind.“ Woran liegt’s? „An der Atmosphäre“, meint Rudorff. „Neben dem Programm auf der Bühne passieren viele schöne Randgeschichten.“ So schlossen sich im vergangenen Jahr 150 Besucher spontan zum Tanzen zusammen, es entstehen Freundschaften zwischen Zeltnachbarn, Eltern wippen mit ihren Kindern auf den Schultern zur Musik – Reggae verbinde eben. Frei nach der Philosophie: „Das Festival soll Kurzurlaub sein.“ Good Vibrations und Karibik-Klänge ziehen nicht nur junge Leute, sondern auch Familien und ältere Semester ins Ruhrstadion.
In Mülheim sei das Festival übrigens gut platziert. „Das Einzugsgebiet ist groß, Besucher kommen aus dem ganzen Ruhrgebiet.“ So wird auch in diesem Jahr wieder in den Ruhrauen gezeltet, im Naturbad geplanscht und auf dem Parkplatz vorm Stadion getanzt, denn drinnen wird immer noch gebaut.
Wachsende Aufgaben
Mit dem Fest wachsen auch die Aufgaben. Und die Auflagen; erst recht seit der Loveparade-Katastrophe. „Dafür treffen wir uns regelmäßig mit den Behörden vor Ort, um Abläufe zu optimieren.“ Mit Ämtern und Anwohnern sei das Veranstalter-Team regelmäßig in Kontakt. Immerhin waren die Sorgen der Anwohner auf Mülheimer und Oberhausener Seite zum Auftakt des Festivals groß – zu voll, zu laut, zu viel Müll. „Doch die Bedenken haben sich mittlerweile gelegt“, versichert Rudorff. Das Müllkonzept greife, die Lautstärke sei stets im grünen Beschallungsbereich, das Publikum friedlich. Der Kurzurlaub kann kommen.