Für den 20. März, einen Sonntag, sind alle Nachbarn eingeladen, um die letzten Fässer und Flaschen lustig zu leeren. Danach schließt das Caféhaus Schwager in Holthausen, nicht nur altersbedingt.
Mit ihrem Lokal am William-Shakespeare-Ring sind Bernd und Elke Schwager, ein Ehepaar in den frühen Sechzigern, seit deutlich mehr als 13 Jahren vor Ort. Hier fanden Bürgerversammlungen und Ausstellungen statt, Tagungen, Trauerfeiern, Weihnachtsessen, Familienfeste. Nun wollen sie sich den anstrengenden Sieben-Tage-Betrieb nicht länger zumuten, zum einen aus gesundheitlichen Gründen, denn Elke Schwager musste zuletzt deutlich kürzertreten.
Hinzu kommt, „als i-Tüpfelchen“, wie Bernd Schwager sagt, das von ihnen abgelehnte Bauprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft, „Wohncarree Witthausbusch“ genannt. Wie berichtet, zieht das Unternehmen Hochtief auf dem Exerzierplatz einen neuen Wohnkomplex hoch, gegen den einige Anwohner – darunter die Schwagers – bereits im Planungsstadium protestiert hatten. Im September wurde der Grundstein gelegt, nun wird mit schwerem Gerät gearbeitet, und die Café-Inhaber hegen düstere Befürchtungen.
Der Neubau, so Schwager, sei so dicht dran, dass sein Lokal und insbesondere die Terrasse drastisch verdunkelt würde. „Wir hätten garantiert eine erhebliche Schrumpfung, vor allem in den Sommermonaten, und das wäre uns bei den Mietkosten, die wir aufbringen müssen, zu riskant.“ Lieber räumen sie freiwillig das Feld, Bernd Schwager glaubt gar: „Das Gebäude ist für Gastronomie gestorben.“
Weiterhin Rauen
Ganz zur Ruhe setzen will man sich aber noch nicht: Für Beerdigungsfeiern, in der Mülheimer Gegend auch „Rauen“ genannt, kann man die Schwagers nach wie vor buchen, und zwar über die Mobilnummer 0178-2480999. Um Trauergesellschaften zu bewirten, wollen sie zukünftig Gemeinderäume von Heilig Geist nutzen, eine kleine Küche zum Kaffeekochen und Brötchenschmieren gebe es dort auch.
Bernd Schwager freut sich auf „so etwas wie Altersteilzeit, und dass wir bald endlich wieder ein Familienleben haben. Ich bin wirklich nicht unglücklich, in Anbetracht des Gesundheitszustandes meiner Frau.“ Aber bei einigen Gästen habe er schon Tränen gesehen.