Mülheim. . Seine Gewerkschaftsarbeit fasst Günter Busse mit nur einem Satz zusammen: „Ich habe immer versucht, das Beste für die anderen rauszuholen.“ Das tut er seit mehr als 60 Jahren. Dafür wurde er Samstag mit der Hans-Böckler-Medaille geehrt.
Eine der höchsten Auszeichnungen, die die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) vergibt. Überreicht wurde sie ihm von Klaus Wiesehügel, der einst unter Busse seine Gewerkschaftsarbeit begann. Heute ist Wiesehügel Bundesvorsitzender der IG Bau.
So viel Aufhebens um seine Person, die Reden voll des Lobes und der Dankbarkeit sind Günter Busse nicht richtig recht. „Mich macht das verlegen“, gibt er zu. „Ich fühl mich eigentlich nebensächlich. Das Wichtigste ist, dass die Gewerkschaft weiterkommt.“ Eben diese Einstellung ist der Grund für die Lobreden.
Doch ebenso wie sein Einsatz für den heute 84-Jährigen bis heute selbstverständlich ist, war es für ihn einst selbstverständlich aus der Kriegsgefangenschaft zu kommen und direkt in die Gewerkschaft zu gehen. Das sei keine Frage gewesen.
Ein "Urgestein" der IG Bau
Ein „Urgestein“ der Mülheimer IG Bau nennt man in heute. Als einer der Gründungsväter half er nach dem Zweiten Weltkrieg die Baugewerkschaft aufzubauen. Keine leichte Aufgabe war dies. Klaus Wiesehügel, der Samstag die Laudatio hält, spricht von „Kämpfen“, die ausgefochten werden mussten. Dennoch betont Günter Busse: „Es hat keine politischen Hindernisse gegeben, die Gewerkschaft aufzubauen.“ Und er mahnt: „Das müssen wir wieder erreichen.“
Mülheim II war einst Busses Ortsverband. Später fusionierten Mülheim und Oberhausen zu einem Bezirksverband. Die Fusion begleitete Busse intensiv, er war von 1985 bis 1991 auch Vorsitzender der IG Bau für die beiden Städte. Inzwischen bildet man mit Essen einen Bezirksverband.
"Günter hat sich um seine Leute gekümmert"
„Ich war ein strenger Vorsitzender“, beschreibt sich Günter Busse, der auch 13 Jahre Vorstandsmitglied der AOK Mülheim war. „Alles musste seinen korrekten Weg gehen.“ Doch trotz der Strenge und der klaren Worte, für die Busse bekannt ist, galt für ihn auch: „Sozialverträglichkeit ist das A und O.“
In die Tat umgesetzt hat er dies etwa in jeden beiden Fällen, als die Firmen, bei denen der gelernte Betonbauer beschäftigt waren, Konkurs anmelden mussten. Von seinem Engagement für die Beschäftigten sprechen seine Kollegen noch heute. „Günter hat sich um seine Leute gekümmert. Er hat dafür gesorgt, dass die anderen weiter Arbeit haben – und sich selbst dabei vergessen“, berichtet Wiesehügel, der selbst von Busses Unterstützung und „Karriere fördernden Art“ profitierte.
Gleiches gilt für Dietmar Schäfers, dem stellvertretenden Bundesvorsitzenden. „Ich weiß“, so Klaus Wiesehügel, „dass du stolz bist, dass deine Jungs in deiner Gewerkschaft so weit gekommen sind.“ Da wundert es nicht, dass der Vorschlag, Busse die Auszeichnung zu verleihen, aus dem Bundesvorstand selbst kam.
Sorge wegen Nachwuchs-Mangel
Einen „kritischen Geist“ nennt der Bundesvorsitzende den 84-Jährigen, der 1994 bereits die Ehrenspange der Stadt Mülheim erhielt. „Aber du warst in deiner Kritik nie illoyal.“ Klare Worte müssen sein für Günter Busse, doch letztlich sieht er alles Erreichte als Gemeinschaftswerk, lobt Vorstände, Kollegen, Geschäftsführer, ohne die es nicht gehe. Und natürlich auch nicht ohne seine Familie, ohne seine Frau, seine zwei Töchter, die ihn stets unterstützt hätten.
Dennoch schaut Busse mit Sorge in die Zukunft seiner IG Bau. „Der Niedergang der Gewerkschaften ist nicht aufzuhalten“, sagt er und meint fehlenden Nachwuchs. Sein Rat lautet deshalb: „Wir müssen wieder näher ran an die Basis gehen.“