Mülheim. .

Die Freiwillige Feuerwehr wurde vor zehn Jahren neu gegründet. 63 Männer und Frauen sind heute dabei.

Wenn’s brennt, kommt die Feuerwehr. Und oft genug sind auch die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr dabei. Lebensretter in der Freizeit? Das hat in der jüngeren Stadtgeschichte noch keine so lange Tradition: Die Freiwillige Feuerwehr wird im Herbst erst zehn Jahre alt. Und bis zu ihrer (Neu-) Gründung am 19. September 2001 war Mülheim die letzte Stadt Deutschlands ohne eine Freiwillige Feuerwehr.

Feuerschutz war früher Pflicht

Ganz früher war das mal ganz anders: Bis 1865 war es nach der damals gültigen Feuerschutzverordnung der Stadt Mülheim für alle Männer Pflicht, für Feuerschutz zu sorgen. Die Freiwillige Feuerwehr kam erst später. 1887 wurde sie gegründet und bis 1912 bildeten 230 Freiwillige eine schlagkräftige Einsatztruppe, wie das Stadtarchiv weiß. 1924 wurde eine Berufsfeuerwehr gegründet und die Freiwilligentruppe im Jahr 1946 aufgelöst – mangelndes Interesse der Bürger und fehlende Ausrüstung wurden als Gründe genannt.

Erst ein Ratsbeschluss im Dezember 2000 sorgte für die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr im September 2001 – 55 Jahre nach der Auflösung. Die freiwilligen Kräfte sollten – laut Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz NRW – den Brandschutz optimieren und die Berufsfeuerwehr unterstützen. 27 zumeist frisch ausgebildete Kameraden waren sie damals bei der Gründungsfeier im Schloß Broich. Zehn Jahre später gibt es heute 63 freiwillige Feuerwehrleute, darunter fünf Frauen. 21 befinden sich noch im Lehrgang.

Nicht nur in Mülheim unterwegs

Der Löschzug Heißen hat 34 Leute, der Löschzug in Broich, an der neuen Wache, 29 Kräfte. Zusammen bewegt die freiwillige Truppe zehn Einsatzfahrzeuge – Uneingeweihte erkennen den Unterschied zwischen Freiwilliger und Berufswehr nicht. Denn auch die Freiwilligen sind – theoretisch – an 365 Tagen und rund um die Uhr im Dienst. Übrigens auch außerhalb von Mülheim, wenn dort irgendwo Not am Mann (oder an der Frau) ist. Wenn’s brennt, sind sie über Funk ständig erreichbar. Weil die Einsätze – anders als Übungen oder Lehrgänge – nie geplant werden können, sind verständnisvolle Arbeitgeber (und Ehepartner) von Vorteil. Die Stadt stellt für ihre Freiwillige Feuerwehr rund 430 000 Euro im Jahr zur Verfügung. „Die meisten Mittel werden für angemietete Liegenschaften in Heißen und Broich sowie für das Material verwendet“, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels.

Kyrill war der größte Einsatz

Zehn Jahre im Rückblick: Detlef Falatik, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr und Zugführer in Heißen, weiß genau, wann der härteste Einsatz für seine Truppe war: „Der Orkan Kyrill im Januar 2007 – da waren wir vier Tage am Stück unterwegs.“

Was bringt die Leute zur Freiwilligen Feuerwehr? Stefan Bremer, Zugführer in Broich, kann man diese Frage schlecht stellen, er war ja schon als Kind Feuer und Flamme. Mit seinen gerade mal 32 Jahren blickt der Stadtjugendfeuerwehrwart auf 22 Dienstjahre zurück. Wer sich schon so jung für die Jugendfeuerwehr begeisterte, so Bremers Erfahrung bis heute, bleibt auch meistens dabei. „Es geht ja auch um die Gemeinschaft“, sagt er. Man kennt sich, man trifft und hilft sich, man feiert, auch mit den Familien. Und, anders als bei einem anderen Verein, tut man etwas sehr Sinnvolles für die Gemeinschaft: Die Feuerwehr, die Lebensretter, haben einen guten Ruf. Obwohl die Freizeit – bis auf die Übungen – so schlecht planbar ist. Und das „Feierabendbier“ nicht tägliche Gewohnheit werden sollte – weiß man doch nie, wann die Pflicht ruft. Und Zeit für die regelmäßigen Übungen muss man sich auch nehmen.

„Man braucht schon ein Helfersyndrom“

Detlef Falatik – „man braucht schon ein gewisses Helfersyndrom“ – ist schon seit 25 Jahren freiwilliger Feuerwehrmann. 1986 wurde er Mitglied, damals noch in Essen. Das Gemeinschaftsgefühl hält er für besonders wichtig. Die Maßstäbe seien nicht ganz so streng wie bei der Berufsfeuerwehr. „Jeder kann bei uns mitmachen“, sagt er. „Für jeden gibt es hier eine Aufgabe, wir setzen keinen vor die Tür.“

Dennoch, ergänzt Stefan Bremer, muss man sich schon entsprechend fit halten und regelmäßig die Atemschutztauglichkeits-Untersuchung absolvieren. „Es ist das Ziel, dass alle voll tauglich sind.“ Und das Mentale? Berufsfeuerwehrmann Jörg Balkenol, als Sachgebietsleiter in Mülheim zuständig für die freiwilligen Kollegen und Kolleginnen, weiß zu berichten: „Mancher ist auch an einem Einsatz gewachsen. Auch die Schwächeren werden mitgezogen und motiviert.“ Mögliche Unterschiede in Beruf und Bildung verschwimmen ohnehin. Wenn es in einen Einsatz geht, steht einer für den anderen ein.

Infos: Wer sich für die Freiwillige Feuerwehr Mülheim interessiert, sollte volljährig sein, körperlich fit und sich in der Lage fühlen, die rund einjährige Grundausbildung mitzumachen. Frauen und Männer sind gleichermaßen willkommen.

Dienst am Wochenende

Für die Grundausbildung sollte man alle zwei Wochen samstags Zeit einplanen. Eine Atemschutzausbildung sowie ein Sprechfunkerlehrgang sind in der Ausbildung schon enthalten. Die freiwilligen Feuerwehrleute treffen sich darüber hinaus alle zwei Wochen am Wochenende zum Dienst. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. Weitere Informationen bekommen Interessierte bei Jörg Balkenol ( 455-37 43) und bei Stefan Bremer (Stefan.bremer@ffmh.de) sowie bei Detlef Falatik (Detlef.falatik@ffmh.de).