Mülheim. . Es kam alles anders als gedacht. Vom Sahnestück auf dem Wohnungsmarkt, das den Vermarktern nur so aus den Händen gerissen wird, kann keine Rede sein. Bisher jedenfalls.
Fanden die Wohnungen im umgebauten ehemaligen Stadtbad noch schnell einen Käufer oder Mieter, so bereitet der 18 Millionen Euro teure Anbau, direkt am Hafenbecken, arge Probleme. Viel Leerstand, die Suche nach Kunden geht ins dritte Jahr.
Dabei sollte das „Palais am Stadtkai“, wie der Komplex des ehemaligen Stadtbades genannt wird, so etwas wie der Appetitmacher auf mehr sein, auf weitere Wohnungen entlang der Ruhrpromenade. Monika Turck und ihr Mann gehörten 2007 zu den ersten, die sich für diese Immobilie entschieden. Sie wollten innenstadtnah wohnen, großzügig, mit schöner Aussicht. Eine 220 Quadratmeter Penthouse-Wohnung kauften und gestalten sie, sie sind bis heute die einzigen Bewohner in einem der beiden Neubauten mit 20 Wohnungen.
Parkplätze fehlen
Bauliche Mängel beklagen sie noch, ärgern sich über das nicht fertiggestellte Umfeld und schimpfen wie Jürgen Hermes, Bewohner im benachbarten Altbau, über fehlende Parkplätze.
Im näheren Umkreis sei nichts zu bekommen, klagt Hermes, und die Turcks sind froh, zumindest in der etwa 400 Meter entfernten Sparkasse einen Tiefgaragenplatz ergattert zu haben. Eine Lösung ist das nicht. Wer in Hausnähe parken wolle, müsse ständig die Parkuhr füttern. Ein Unding, finden die Anwohner, die ursprünglich mit einer Tiefgarage im eigenen Haus gerechnet hatten. „Zumindest eine Anwohner-Parkregelung müsste die Stadt schaffen“, fordert Hermes, wenn sie schon mit exklusivem Wohnen an der Ruhr locke.
Hafenbecken lockt Insekten an
Monika Turck schimpft noch über ganz andere Dinge. Seit das Hafenbecken errichtet sei, habe sie mit Insekten zu kämpfen, berichtet sie. Das Hafenbecken bezeichnet sie als „Kloake“, eine Empfehlung sei das nicht. Dass sich bisher so wenige Käufer gefunden hätten, hat aus Sicht der Bewohner im Neubau auch mit der Bautätigkeit auf den angrenzenden Baufeldern zu tun: Auf Baufeld I hat jetzt Kondor Wessels mit den Bodenarbeiten begonnen, auf Baufeld II soll es im Herbst losgehen. „Wir rechnen noch mit jahrelanger Bautätigkeit. Auch das hatten wir so nicht erwartet“, sagt Monika Turck.
Nicht alle denken so. Aus dem umgebauten Stadtbad mit Blick auf Schloß Broich sind positive Stimmen zu hören. Und auch Jens Hendrik Zerres, zuständiger Immobilienmakler für das Objekt, hat Grund zum Optimismus: „Gerade weil die Bauarbeiten auf dem angrenzenden Baufeld begonnen haben, hat das Interesse für das Stadtpalais deutlich zugenommen.“ Die Interessenten wüssten jetzt, dass es dort weitergehe. „Die Leute sehen eine Perspektive und wissen, in anderthalb Jahren ist der Komplex fertig und es herrscht Ruhe.“ Nach wie vor stuft Zerres die Lage als spitze ein und erfährt eine wachsende Nachfrage an Wohnungen in guter zentraler Lage. Rund 2700 Euro beträgt der Quadratmeterpreis am Fluss.
Bauträger zeigt sich optimistisch
Der Makler sieht allerdings auch die Stadt in der Pflicht. Der Promenadenweg sollte möglichst bald gemacht werden und eine Anwohner-Parkregelung, wie es sie in vielen Städten gibt, hält er an der Stelle für dringend geboten.
Zuversicht verbreitet auch die Vivacon AG in Köln als Bauträger. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in die das Unternehmen geraten war, seien überwunden, betont Sprecher Michael Schröder. Auch deshalb habe die Vermarktung lange brach gelegen. Die letzten Baumängel würden jetzt beseitigt, die Innenausbauten, wo noch nötig, beendet. „Das Interesse zieht an“, meint man in Köln.
Vieles dauert zu lange
Auch dort weiß man um die Parkplatzprobleme, auch von dort kommt der Appell an die Stadt, etwas in Sachen Anwohnerregelung zu tun, wenn man sich hier einer Spitzenadresse rühmen wolle.
Vieles dauert an der Ruhrpromenade vielen zu lange. Auch in der Politik gab es in den vergangenen Monaten immer wieder kritische Stimmen zu den Verzögerungen. Gerade Kondor Wessels hatte mehrfach einen Baustart angekündigt und diesen immer wieder hinausgeschoben. Aus dem Kernstück Ärztehaus wurde nichts, das soll nun auf dem Baufeld II mit entstehen, doch auch das gilt keineswegs als sicher. Unsicherheiten begleiten Ruhrbania weiter.
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