Für einige Mieter der neuen Wohnungen im alten Stadtbad verzögert sich der Einzug um zwei bis vier Wochen. In den Apartments, die vollständig an der Ruhrseite gelegen sind, fehlt derzeit der zweite Rettungsweg.
Die Kisten waren gepackt, der Nachsendeantrag war bereits gestellt. Am vergangenen Donnerstag sollte Tobias Schwenk den Schlüssel zu seiner Wohnung im alten Stadtbad bekommen. Am Freitag wollte er mit seiner Freundin dort einziehen. Doch daraus wird vorerst nichts. Die von ihm angemietete Wohnung ist komplett zur Ruhrseite gelegen. Hier fehlt jedoch der vom Brandschutz verlangte zweite Rettungsweg. Für einige Mieter und Wohnungseigentümer verzögert sich daher der Einzug erneut.
Erst wenn das Hafenbecken fertig ist, kann die Wohnung von der Feuerwehr im Notfall erreicht werden. „Bis dahin müssen provisorische Kompensationen geschaffen werden”, sagt Burkhard Klein, Leiter der Mülheimer Feuerwehr. So etwas könne etwa durch die Anbringung von Notleitern geschehen.
Späte Benachrichtigung
Weil die zum Zeitpunkt der Abnahme nicht angebracht waren, wurde auch die von Schwenk angemietete Wohnung folglich nicht freigegeben. „Mein Vermieter war von der plötzlichen Nachricht genauso schockiert wie ich”, sagt Schwenk. Besonders ärgerlich sei die mehr als kurzfristige Benachrichtigung durch den Bauträger Vivacon AG. „Uns wurden zwar möblierte Apartments für den Übergang angeboten und auch sonst werden alle durch die Verzögerung anfallenden Kosten übernommen, aber ich wollte endlich in meine neue Wohnung einziehen”, sagt er. „Irgendwer hat da anscheinend geschnarcht.”
„Der Bauherr ist dafür zuständig, dass alle Wohnungen über die notwendigen Rettungswege verfügen”, sagt Stadtsprecher Volker Wiebels zur Verzögerung. „Es ist ja auch keine Neuigkeit, dass dort ein Hafenbecken gebaut wird und es daher bis zum Ende der Bauzeit Alternativen geben muss.” Es könne auch nicht im Sinne der künftigen Bewohner sein, dass eine Wohnung freigegeben werde, aus der es im Ernstfall keinen Fluchtwege gebe.
Wann genau Schwenk und seine Freundin die Wohnung beziehen können ist noch nicht genau geklärt.
Zweite Verzögerung
„Uns wurde ein Zeitraum von etwa zwei bis vier Wochen genannt”, berichtet er. Für einige ist es somit das zweite Mal, dass sich der Einzug verschiebt. Anfang 2009 hatten, so Vivacon, die „extremen Witterungsbedingungen” zu Verzögerungen beim Umbau geführt. Damals prognostizierte die Aktiengesellschaft, im ersten Halbjahr 2009 mit dem Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes aus dem Jahr 1912 fertig zu sein. Ursprünglich war als Bezugstermin sogar Ende 2008 anvisiert worden. Zu den erneuten Problemen wurde Vivacon befragt, der Bauträger äußerte sich jedoch bis Redaktionsschluss nicht. Unklar blieb daher gestern auch, wie viele der insgesamt 65 Wohnungen aufgrund des Patzers in Sachen Brand- schutzauflagen noch nicht bezugsbereit sind. Das Kölner Unternehmen investierte rund 18 Millionen Euro in die „alte Dame” und den neuen Anbau, die als erste Gebäude die Ruhrpromenade im Stadtentwicklungsprojekt Ruhrbania zieren sollen.
Bauarbeiten gehen weiter
Hier gehen die Bauarbeiten derweil weiter. Entlang der Ruhrpromenade entstehen im Anschluss weitere 24 Eigentumswohnungen und vier Penthäuser. Im Erdgeschoss plant der Investor Kondor Wessels kleine Ladeneinheiten und Büros für Eigennutzer, die ebenfalls verkauft werden sollen. Die Gebäude werden voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2011 fertig gestellt.