Mülheim. .

Schwerer Rückschlag für das Ruhrbania-Vorhaben an der Promenade: Die Mülheimer Ärzteschaft steigt aus dem Projekt Medizinzentrum endgültig aus. Das erklärte Sprecher Dr. Heiko Pump: „Wir verhandeln nicht mehr mit dem Investor Kondor Wessels.“

Monatelang hatten sich die Gespräche über eines der größten Ärztezentren in der Region hingezogen. Jetzt haben die Mediziner, 15 Fach- und Hausärzte, eine eigene Gesellschaft gegründet: Die Planungsgesellschaft zur Entwicklung eines Mülheimer Ärztehauses. Wo dies sein wird, ist noch offen. Im Herbst soll das Konzept stehen. „Wir haben damit eine für uns vertrauenswürdige Gesellschaft beauftragt“, so Pump. In der starken Bündelung von Praxen sehen die Ärzte nach wie große Vorteile für die Patienten und sich selbst.

Für das Baufeld I, zu dem Ende des Monats die Baugenehmigung eingereicht werden muss, stellte das Ärztezentrum auf 8000 Quadratmetern ein zentrales Element dar. Bis zuletzt, so die Ärzte, habe man sich nicht über den Mietpreis einigen können. Die geforderten 15 Euro pro Quadratmeter waren den Ärzten viel zu viel, zumal ihnen, wie die WAZ erfuhr, Angebote unter zehn Euro vorliegen.

Der Top-Standort am Ruhrufer, an dem sich auch andere Dienstleister aus der Gesundheitsbranche ansiedeln sollten, war aber auch aus anderen Gründen nicht mehr top: „Die Lage am Hafen erwies sich doch nicht als so vorteilhaft“, heißt es mit Verweis auf fehlende Parkplätze. Pump rechnet vor: pro Praxis pro Tag 150 Patienten. „Das würde dort zu spürbaren logistischen Problemen führen.“

Immer wieder hatten Vertreter der Ärzteschaft darauf verwiesen, dass das gesamte Vorhaben auf tönernen Füßen stehe. Prokurist Dieter Janzen von Kondor Wessels ließ sich nicht beirren. In Gesprächen mit der Politik betonte er mehrfach, dass die Medizin eine Zukunftsbranche sei und der Standort ideal. Die ursprüngliche Betreibergesellschaft stieß in der Ärzteschaft auf wenig Zuspruch. Zuletzt waren auch noch Haftungsfragen unklar: Wer steht in dem Medizinzentrum für mögliche Leerstände gerade?

In der Politik herrscht Aufregung: Die Grünen befürchteten schon vor Wochen „ein Desaster“ an der Ruhrpromenade, ihnen ist das gesamte Projekt ohnehin viel zu groß. Die SPD hatte als Alternative zu den Medizinern noch mehr Wohnungen vorgeschlagen: Ob sich das für den Investor rechnet?, fragt der planungspolitische Sprecher der FDP, Wolf Hausmann. Und: Bereits im Anbau an das Ruhrpalais, ehemalige Stadtbad, gestaltet sich die Vermarktung der fertigen Wohnungen deutlich schwieriger als erwartet. „Wir werden auf jeden Fall bedauerliche Verzögerungen haben“, meint Hausmann. Die ohnehin Ruhrbania-skeptische MBI sehen sich in ihren Befürchtungen bestätigt: „Das alles zeichnete sich ab.“

Auch jene Stimmen tauchen jetzt auf, die in der Vorstellung des Baufeldes I mit dem Medizin-Zentrum vor einem Jahr eine kommunalpolitische und keine baufachliche Terminierung sahen: „Das hielten manche angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl für hilfreich.“