Mülheim. . Sie vermitteln thailändische Gastschüler an Familien in Deutschland und sind mit viel Spaß bei der Sache: Lucie Will und Patrizia Ring engagieren sich bei der Organisation “Youth for Understanding“ (YFU) ehrenamtlich.

Lucie Will und Patrizia Ring engagieren sich ehrenamtlich in der Organisation „Youth for Understanding“ (YFU) und organisieren einen Austausch für thailändische Jugendliche. Jetzt suchen sie noch Gastfamilien.

Die beiden Mädchen wissen, ihre Argumente für ein Auslandsjahr sind kaum innovativ. Aber sie nennen sie dennoch, die Klassiker: Über den Tellerrand zu schauen, bringt neue Perspektiven; eigenes Erleben baut Vorurteile ab; man findet Freunde in der ganzen Welt.

„Als ich das alles vor meinem Aufenthalt in der USA gehört habe, dachte ich, das seien nur Marketingsprüche“, räumt Patrizia Ring ein, nur um gleich hinterher zu schieben: „Aber es stimmt trotzdem. Wer die Welt kennen lernt, sieht sie mit anderen Augen.“ Dies möchte die 16-Jährige gemeinsam mit ihrer Freundin Lucie Will auch anderen Jugendlichen bieten.

Fremde Kulturen besser verstehen

Youth for Understanding, übersetzt bedeutet das etwa: Jugend für Verständigung. Klingt auf deutsch nicht so schön, aber dem Inhalt haben sich Lucie Will und Patrizia Ring voll und ganz verschrieben. „Ich habe selbst gemerkt, dass man nach einem Jahr in einem fremden Land, eine fremde Kultur viel besser versteht. Und dass man Werte aus der eigenen Kultur, die einem wichtig sind, vermittelt“, berichtet die 17-jährige Lucie, die ein Jahr in Brasilien verbrachte.

Sie sieht Gastschüler deshalb in einer „Botschafterrolle“. Ihre Schulkameradin Patrizia stimmt da zu, erinnert sich an ihre Zeit im Westen der USA, wo sie vor allem die Botschaft unter die Amerikaner brachte, dass Deutschland nicht gleich Lederhosen, Sauerkraut, Bier und Hitler ist.

In Amerika, im Norden wie im Süden, machten die beiden Gymnasiastinnen Erfahrungen, die sie geprägt haben. Einzelkind Patrizia hatte in Washington-State plötzlich zwei Gastgeschwister und vier Pferde vor der Tür. Lucie überragte im Nordosten Brasiliens die meisten Einheimischen. Und beide fanden es großartig.

"Wir brauchen mindestens sieben Gastfamilien"

Beide sind sie nun dafür zuständig, Gastfamilien zu organisieren, die Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 aus Thailand einen Monat lang aufnehmen. Viel Arbeit ist das, aber die beiden Mädchen gehen darin auf. „Das Organisieren“ macht den Mülheimerinnen unheimlich viel Spaß.

Und: „Wir engagieren uns für eine Sache, die uns wichtig ist und sammeln dabei viele Erfahrungen.“ Da nimmt man diesen Stress neben der Schule gerne in Kauf. „Wir brauchen mindestens sieben Gastfamilien, sonst findet unsere Gruppe nicht statt“, sagt Patrizia und appelliert an die Mülheimer, sich zu melden.

Vormittags werden die Thailänder an Deutschkursen teilnehmen. Denn der einmonatige Stopp in Mülheim ist für sie der Auftakt zu einem Auslandsaufenthalt in Deutschland, der ein Jahr dauert. „Der Monat ist dazu da, dass die Jugendlichen sich langsam an Deutschland gewöhnen können und keinen Kulturschock bekommen“, erläutert Lucie. Danach gehen sie als Botschafter ihrer Kultur weiter nach ganz Deutschland, um den Deutschen zu erklären, dass Thailand nicht nur aus Massagen, Strand und anderen Klischees besteht.