13 Studenten aus Israel sind derzeit in Mülheim zu Besuch. Mit den Schülern des Berufskolleg und der Realschule Stadtmitte reden sie über die Vergangenheit, die Gegenwart Israels und deutsche Autos
Mit der Spanischklasse nach Sevilla. Mit dem Englisch-Leistungskurs nach Brighton - eigentlich ist ein Schüleraustausch heute nichts Besonderes mehr. Im Gegenteil: Für die Generation Schüler, von denen für das spätere Berufsleben maximale Flexibilität abverlangt wird, gehört ein Auslandsaufenthalt fast unabdingbar in den Lebenslauf. Wenn eine Gruppe Studenten aus Israel in die Stadt kommt, ist dies jedoch nach wie vor alles andere als alltäglich. Seit vergangenen Montag hat das Berufskolleg Stadtmitte Gäste aus Carmiel.
Bereitwillig lassen sich die 13 israelischen Studenten am Freitagmorgen von Schülern der Realschule Stadtmitte ausfragen. Bei Kaffee und Waffeln erleben die Schüler des bilingualen Zweigs fächerübergreifenden Unterricht auf die angenehme Art. "Was heißt denn Puderzucker auf Englisch?", lautet die zentrale Frage des Tages. Die Antwort weiß keiner, also wird mit den bekannten Vokabeln gearbeitet. Die Schüler der Klasse 9 e haben sich lange auf die Besucher vorbereitet. "Wir haben im Unterricht natürlich über den Nationalsozialismus gesprochen", sagt Geschichtslehrerin Hildegard Krane. Aber eben nicht nur darüber: Im Fokus stand auch die aktuelle Situation in Israel. Schließlich sollen die Schüler bei dem Treffen mehr heraus bekommen als "was machst du so?". Der 14-jährige Felix Parlasca ist begeistert von dem etwas anderen Unterricht: "Die Besucher sind sehr offen." Es sei schön, aus erster Hand etwas über Israel zu erfahren.
Für die Gäste ist der Besuch in Mülheim auch ein Stück weit eine Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. "Meine Großmutter hat als einzige aus ihrer Familie den Holocaust überlebt", erzählt Adva Barak. Die Reise nach Deutschland hat für die 24-Jährige Studentin auch symbolischen Charakter. "Vorurteile bringen keinem etwas. Es ist wichtig, den Menschen eine Chance zu geben." Viele gute Erfahrungen will die Biotechnologie-Studentin mit nach Hause nehmen. Als sehr gastfreundlich empfinde sie die Deutschen und ist vor allem begeistert von "den tollen Autos" - ein paar Vorurteile bestätigen sich dann eben doch.