Aus Togo kommen sie, aus Neuseeland, Algerien oder Serbien: Die Austauschschüler, die nun zwei von insgesamt vier Wochen ihres Deutschlandaufenthaltes in Mülheim verbringen.

Untergebracht sind sie mit Gastgeschwistern des Gymnasiums Heißen und der Luisenschule bei Gasteltern. „Wir mussten sogar Eltern abweisen, so bereitwillig haben sich viele zur Verfügung gestellt“, lobte nun die Erste Bürgermeisterin Renate aus der Beek, als sie die Schülerinnen und Schüler im Schloss Broich Willkommen hieß.

Nach einer Woche in Bonn verweilt die vom Auswärtigen Amt zusammengestellte Gruppe nun für vierzehn Tage in Mülheim. Zur Einstimmung darauf sah sie gemeinsam mit den Gastgeschwistern in der Tecklenburger Kammer des Schlosses einen Film der MST, der die Stadt vorstellte. Aber die Jugendlichen scheinen ohnehin schon überzeugt von den Vorzügen Mülheims. „Ich finde es sehr toll hier“, so beispielsweise die 16-jährige Neuseeländerin Lauren van Noorden. Sie musste in ihrem Heimatland zwei Bewerbungsgespräche absolvieren, um an diesem Austausch teilnehmen zu können, stellte sich aber unerschrocken dieser Hürde. Am kommenden Donnerstag wird sogar ein neuseeländisches Filmteam anreisen, um sie bei ihren Erfahrungen in Deutschland zu begleiten und dies in einen Dokumentarfilm einzubetten.

Man möchte meinen, Konflikte kämen auf, wenn am Samstag die beiden teilnehmenden argentinischen Jugendlichen zusammen mit ihren deutschen Freunden das WM-Viertelfinale verfolgen – aber weit gefehlt. Beide Parteien sehen den Konkurrenzkampf mit Humor. Julian Vera Pedraza, 16, aus Buenos Aires ist zu Gast bei Niklas Palm aus Mülheim. Beide werden das Spiel auf einem Sportvereinsfest verfolgen, und Julian seufzt: „Ich werde das Spiel mit achtzig deutschen Fußballfans sehen, als einziger Argentinier. Aber ich werde mein Argentinien-Trikot anziehen und meine Flagge mitnehmen!“ Er ist sich sicher: „Argentinien wird gewinnen, darauf vertraue ich.“ Seine Einschätzung: 2:1 für Maradonas Truppe. Carola Braun, ebenfalls Argentinierin, geht gleichermaßen von einem Sieg der Südamerikaner aus. „Ich hoffe das auch. Aber so gesehen verlieren wir immer: Wenn Argentinien gewinnt, fallen unsere deutschen Freunde über uns her, und wenn wir verlieren, verlieren wir halt“, lacht sie. Immerhin wird sie das Spiel in einem Gemeindesaal mit serbischen Freundinnen sehen, „nicht ganz allein unter Deutschen.“

Auch drei Südafrikaner nehmen am Austausch teil – und verpassen somit einen Teil der WM im eigenen Land. „So eine Gelegenheit wird vielleicht nicht wiederkommen“, so Heidi Marx, 16, betrübt. „Aber auch die für diesen Austausch nicht. Und die Deutschen sind so freundlich!“