Mülheim. . Seit 25 Jahren gibt es in Mülheim die Kneipe “Bunter Bär“ von Michael Brockmann, die vor allem für soziale Randgruppen ein beliebter Treffpunkt ist. Da das Haus verkauft wurde, muss der Gastwirt schließen. Aus dem Schankraum wird nun ein Büro.

Sie ist seit einem Vierteljahrhundert eine Institution im Dichterviertel und zudem, offiziell ausgewiesen (!), erste Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen – nun muss Gastwirt Michael Brockmann seine Eckkneipe „Bunter Bär“ schließen. Die Erbengemeinschaft, der das Haus bisher gehörte, hat es verkauft. Der neue Besitzer hat Eigenbedarf angekündigt. Aus Schankraum wird Büro.

„Anfang 1986 habe ich den ‚Bunten Bär‘ mit meiner Freundin Karin aufgemacht. Davor hatte ich den ‚Broicher Bär‘ auf der Prinzeß-Luise-Straße. Das war die erste Kneipe in Mülheim mit einem Kunstnamen“, erinnert sich Michael Brockmann. Der „Bunter Bär“ war schon immer die etwas andere Kneipe. „Hier wurde Schach gespielt – vom Hobbyspieler bis zum Großmeister“. Der Bridgeclub „Empor Maulwurf“ zog beim Umzug von Broich nach Eppinghofen mit. Neben diesen eher exotischen Zeitvertreiben locken noch bis Ende Februar ein Billardtisch, ein Dartautomat, ein Kicker und eine große Zahl von Brettspielen – hauptsächlich Strategiespiele. Auch die Musikauswahl weicht von der in anderen Kneipen ab: „Von Zarah Leander bis ZZ Top. Hip-hop-gewandete Randfichten-Bushidos werden nicht angeboten“, ergänzt Brockmann mit einem Augenzwinkern.

Treffpunkt für soziale Randgruppen

Von Beginn an öffnete der heutige Gastwirt die Tür seiner Kneipe für Menschen, denen es an sozialen Kontakten mangelt und Randgruppen, die einen Treffpunkt suchten. „Hier haben sich Schwulen- und Lesbengruppen gegründet“, erinnert er sich, „zudem das Aids-Telefon.“ Noch heute ist der „Bunte Bär“ in Krankenkassenbroschüren offiziell ausgewiesene erste Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Erkrankungen. „Ziel war es, denjenigen einen Erstkontakt zu ermöglichen, die sich nicht zu einem Krankenhaus- oder Arztbesuch überwinden können.“ Dementsprechend bunt war das Publikum. „Die Gäste hier haben immer mitgemacht“, freut sich Brockmann über das stets reibungslose Miteinander. „Das ist hier eine Kneipe für Menschen, die Probleme haben, und nicht für welche, die Probleme machen. Es gab hier in 25 Jahren nicht einen einzigen Polizeieinsatz – und dass, obwohl ich seit über 20 Jahren eine Nachtkonzession habe.“ Öffnungszeiten bis fünf Uhr am Morgen waren da eher die Regel als die Ausnahme.

Würde gern in neuen Räumlichkeiten weitermachen

Wenn er eine Gastronomin findet, die mit ihm neu zu starten bereit ist, würde Michael Brockmann gerne in neuen Räumlichkeiten weitermachen. „Sie sollte Interesse an besonderen Menschen und Musik haben“, beschreibt er eine potenzielle Geschäftspartnerin, die den Laden führen soll. Angesichts seiner besonderen Gäste, die nun ihre Anlaufstelle verlieren, sagt der gelernte Vermessungstechniker, der schon in Hamburg „zehn Meter von der Reeperbahn“ und auf Langeoog „zehn Meter vom Deich“ entfernt gewohnt hat: „Ich würde mich sehr freuen, wenn die Gastwirte hier meine ehemaligen Gäste freundlich aufnehmen – auch wenn einige ein bisschen drollig aussehen.“