Seit Sonntag ist es amtlich – in Bayern darf in Kneipen und Gaststätten nicht mehr geraucht werden. Auch die NRW-Landesregierung plant bereits, das bestehende Rauchverbot auszuweiten.
Wirte in kleinen Mülheimer Kneipen bangen um ihre Existenz.
Den „Todesstoß“ könnte es bedeuten, wenn NRW ein derart striktes Rauchverbot bekäme wie Bayern, sagt Claus Kandelhardt vom Rauchfang am Löhberg. „Es könnte sein, dass wir ganz schließen müssten.“ Der Grund liegt auf der Hand: Gut 80 Prozent der Gäste in der Eckkneipe sind Raucher. „Die können ja kaum alle vor die Tür gehen.“
Um den Qualm auf den 26 Quadratmetern etwas einzudämmen, schaffte man im Rauchfang gerade erst eine Entlüftungsanlage an. Kostenpunkt 3000 €. Die Entscheidung aus Bayern findet Kandelhardt „traurig“. Erstmal weil sie nicht realistisch sei: „Bei der geringen Wahlbeteiligung hat ja offensichtlich nur die Nichtraucherlobby mitgemacht.“ Und vor allem weil „die Kneipen ja eh schon aussterben. Gerade in Mülheim ist doch kaum mehr was los.“
Und ganz besonders, weil es die „Oldiekneipe“ seit 1954 in der dritten Generation gibt. An die Arbeitsplätze, die an der Gastronomie hängen, will Kandelhardt gar nicht denken. Vor zwei Jahren, als das NRW-Nichtraucherschutzgesetz in Kraft trat, richtete der Rauchfang einen Raucherclub ein. Die rund 80 Mitglieder sind geblieben. „Nur gesetzlich vorgeschrieben ist das jetzt nicht mehr, da wir seit der Neuregelung vor einem Jahr als Raucherkneipe gelten.“ Ähnlich ist die Situation in der Walliser Stube. „In einer Einraumkneipe kann man nun mal nichts abtrennen“, sagt Peter Pott. Deshalb wurde auch diese Kneipe vor zwei Jahren zum Raucherclub – mit nach wie vor etwa 200 Mitgliedern. „Es musste ja jeder eintreten, der bei uns reinwollte.“ Wenn in NRW nun die Gesetze auch verschärft werden, muss Pott überlegen zu schließen, sagt er. „Der Umsatz würde einfach zu stark einbrechen.“ Auch hier ist der Großteil der Gäste Raucher.
Und sie geben, wenn auch sicher ohne es zu wollen, den Wirten Recht. „Wenn das Gesetz kommt, hol ich mir ‘ne Kiste Bier nachhause“, sagt Jens Lindner im Rauchfang. „Ich geh doch nicht in der Kneipe alle fünf Minuten raus.“ Kumpel Sascha Prestat bestätigt: „Pils und Kippe, das gehört einfach zusammen.“ Deshalb können sich die beiden auch kaum vorstellen, dass im Ruhrpott die Regeln bald wie in Bayern aussehen könnten. Verständnis haben die Raucher für einen Schutz in den Bereichen, wo man auch essen darf.
Elke Wenzlow, Inhaberin des Café Intermezzo, teilt ihr Ladenlokal schon seit drei Jahren in zwei Bereiche. „Uns würde eine Änderung nicht so hart treffen wie die Kneipen. Aber die Regeln in Bayern finde ich übertrieben und diskriminierend.“ Marlene Dörnenburg, die auch als Nichtraucherin gern in die Walliser Stube kommt, schließt sich an: „Die Raucher werden doch auch jetzt schon auf die Plätze neben der Toilette verbannt.“
Weil man in der Schatulle in der Altstadt auch essen kann, ist das Rauchen dort schon seit zwei Jahren verboten. Eine Abtrennung ist laut Maria Flesch auch hier nicht möglich. „Früher standen immer viele Leute an der Theke“, sagt sie. „Jetzt kaum jemand mehr. Wahrscheinlich bleiben die Leute bald ganz zuhause.“ Momentan gibt es für die Raucher ein Zelt vor der Tür. „Ist das dann bald auch verboten?“, fragt sich Maria Flesch und glaubt: „Dann können wir dicht machen.“
Tomislav Pulic, Inhaber der Gaststätte Zum Schrägen Eck, fasst die Ängste der Wirte zusammen: „Eine Katastrophe. Wer weiß, wie die Gäste reagieren.“