Mülheim. . Jochen Florstedt hat die Doubles unter Vertrag: Ob Angela Merkel, Antonio Banderas oder Bruce Willis, sie alle arbeiten bei seiner Doppelgänger-Agentur. Für die meisten ist das Doublen ein Nebenberuf.

Bruce Willis, Johnnie Depp und Oliver Kahn haben eines gemeinsam – den Manager. Jochen Florstedt hat sie alle unter Vertrag: Antonio Banderas, Maria Furtwängler oder Angela Merkel. Der 60-Jährige betreibt von seinem Büro in Styrum aus eine Doppelgänger-Agentur.

Und er schlüpft so manches Mal selbst in eine andere Rolle. Im Dach-Atelier seiner Styrumer Agentur beugt sich Jochen Florstedt vor zwei Bildschirme an seinem Schreibtisch. Die Sonne scheint auf den Balkon, im Hintergrund läuft holländisches Radio. Er klickt sich durch die neusten Schnappschüsse eines falschen Leonardo Di Caprios.

Neben Leo lächelt Nelly Furtado vom Schirm, Angelina Jolie und Sharon Stone räkeln sich in anderen Fenstern. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich nicht wirklich um die Hollywood-Schönheiten handelt. Die Nase steht ein klein wenig schiefer, „Angelinas“ Lippen sind nicht ganz so voll. „Das sind ganz normale Menschen, die sich mit dem Doubeln etwas nebenher verdienen“, erklärt Jochen Florstedt.

Biometrische Daten müssen Stimmen

Seit fast 13 Jahren betreibt er das Geschäft mit der Ähnlichkeit, seine Künstler- und Doppelgängeragentur. Mittlerweile hat der 60-Jährige über 1000 Doubles in seiner Kartei. Von A wie Agassi bis Z wie Zeta-Jones. „Wichtig ist, dass die biometrischen Daten mit denen der Originale übereinstimmen“, erklärt Florstedt. „Die Abstände zwischen Augen, Nase und Mund müssen passen.“ Dann klappt’s mit dem Echt-Effekt.

Die Geschäftsidee kam Florstedt auf einer Karnevalsfete in den Sinn. Damals, 1992, waren Jochen Florstedt und Freund Hubert Apeltrath als Blues Brothers verkleidet. „Die Leute haben uns auf die Bühne gezerrt — dann haben wir einfach losgelegt“, erinnert sich der Unternehmer, der immer schon einen Hang zur Bluesmusik spürte.

Immer öfter traten die beiden Freunde dann als Jake und Elwood auf. Als Werbemann mit eigener Agentur wusste Florstedt, wie sie sich am besten vermarkten mussten. Aus dem Hobby wurde der Beruf. „Nun nehmen wir etwa 20 bis 25 Aufträge im Jahr an.“ Dann düsen sie mit ihrem 74er Dodge Monaco in Football-Stadien, singen auf Kreuzfahrtschiffen oder in TV-Werbespots.

Der Agent der falschen Stars

Auf den vielen Veranstaltungen lernte Florstedt immer wieder Menschen kennen, die als professionelle Doubles arbeiten. „Viele sagten mir, ich solle sie unter Vertrag nehmen“ So wurde er zum Agent der falschen Stars: „Auch privat laufe ich mit Doppelblick durch die Gegend“, lacht Florstedt. Nicht jeder taugt zum Nachahmer.

Hatem Guerbouj schon. Blickt man dem 33-jährigen Mülheimer ins Gesicht, erkennt man in ihm den brasilianischen Fußballstar Ronaldo. Nur die Zahnlücke fehlt zur perfekten Illusion. „Die male ich mir vor Auftritten mit Edding auf die Zähne“, lacht das Double. Die Ähnlichkeit zu dem Fußballer fiel einem Fotografen vor zwölf Jahren auf. Er stellte den Kontakt zwischen Jochen Florstedt und Hatem Guerbouj her.

Seitdem trat der Doppelgänger in Fernseh-Shows auf, auf Werbeveranstaltungen oder Messen. Seit zwei Jahren hat er allerdings keine Aufträge mehr wahrgenommen. Schließlich steht der echte Ronaldo längst nicht mehr so sehr im Rampenlicht wie früher. Fällt der Star, fallen mit ihm seine Sternchen, gibt’s Skandale, sind die Doppelgänger gefragt. Guerbouj macht das aber nichts aus: „Ich mache Auftritte nur aus Spaß. Wenn nichts kommt, ist das okay.“ Denn: „Mein eigenes Leben ist aufregend genug.“