Mülheim. . Mülheim wünscht sich einen “Zero-Emission-Campus“ für die neue Fachhochschule in Broich. Finanziell und zeitlich ist das schwer, der für den Bau zuständige Landesbetrieb winkt ab. Doch Hochschulpräsident Eberhard Menzel gibt die Hoffnung nicht auf.

Der Mülheimer Wunsch, dass die neue Fachhochschule in Broich als Campus mit exzellenter CO2-Bilanz gebaut wird, als sogenannter Zero-Emission-Campus, entpuppt sich doch eher als Wunschdenken. Zu teuer, zeitlich gar nicht mehr zu realisieren – der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW als Bauherr macht den Träumereien von Hochschulleitung und Stadtvorderen einen Strich durch die Rechnung. Abgeschrieben hat Hochschulpräsident Prof. Eberhard Menzel die Vorstellung aber noch nicht.

Ein Zero-Emission-Campus in Mülheim „würde der rot-grünen Landesregierung gut zu Gesicht stehen“, ist sich der Präsident der jungen Hochschule Ruhr West sicher. Doch er weiß auch: In den veranschlagten maximal 100 Mio Euro, die das Land für den Bau der acht Hochschulgebäude an der Duisburger Straße bereitgestellt hat, steckt nicht ein einziger Cent für die Verwirklichung eben dieser Idee. Vorgesehen ist lediglich, und das ist Standard, am neuen Campus die Qualitätsmaßstäbe aus der Energieeinsparverordnung 2009 anzulegen. „Das ist der Stand der energieeffizienten Technik“, sagt BLB-Sprecherin Barbara Kneißler. „Für den Campus in Mülheim ist Zero Emission kein Thema.“

Nur ein Uni-Gebäude in Bottrop hat Chancen

Lediglich für das eine Gebäude der Hochschule Ruhr West in Bottrop sei man derzeit mit dem Land in der Prüfung, ob eine entsprechende Investition möglich sei. Bottrop sei schließlich zur „Innovation City“ gekürt worden – als diejenige Modellstadt für Energieeffizienz und Klimaschutz, die auch Mülheim gerne geworden wäre.

10 bis 15 Mio Euro Mehrinvestition, so schätzt Menzel, müsste das Land für den FH-Neubau in Broich stecken, um „Zero Emission“ zu realisieren. Aber was ist das überhaupt: Zero Emission?

Grob definiert ließe sich sagen: Die Hochschule müsste so gebaut werden, dass später, wenn sie abgerissen wäre, in der Bilanz eine Null-Emission von CO2 stünde. Schon beim Bau müsste darauf geachtet werden, im Betrieb, selbst durch den Abriss der Gebäude dürfte die Bilanz nicht negativ ausfallen. Der ganze Lebenszyklus des Campus’ müsste in den Planungen im Blick sein. Mit einem dort installierten Blockheizkraftwerk etwa, das in der Stromproduktion für den Eigenbedarf der Hochschule Emissionen einsparen helfen würde, könnten positive Effekte für eine solche Bilanz erzielt werden. Ebenso würde wirken, wenn Solarkollektoren oder andere grüne Technologie, etwa Geothermie, installiert würden. Die Fernwärme-Versorgung ist ohnehin vorgesehen.

Hoffnung noch nicht aufgegeben

Neben der finanziellen Seite ein weiteres Problem: Für „Zero Emission“ sind bislang nicht mal präzise Standards definiert. So sagt der BLB: In Kürze der Zeit, Mülheims Hochschule soll schließlich im Spätsommer 2014 bezogen werden, „würde es viel zu lange dauern, die Eckpunkte festzulegen. Für einen Riesencampus wie in Mülheim ist das nicht mehr zu leisten.“

Hochschulpräsident Menzel mag die Hoffnung, zumindest öffentlich, dennoch nicht aufgeben. Mit der Betrachtung von Kosten im Lebenszyklus von Gebäuden ließe sich unterm Strich Geld sparen. Man wolle in Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium zumindest eine Gebäudeplanung erreichen, die eine Nachrüstung zum späteren Zeitpunkt möglich mache.