Mülheim. . Eine umfassende Neustrukturierung ihrer Arbeit plant die Vereinte Ev. Kichengemeinde angesichts der schwachen finanziellen Lage und sinkender Mitgliedszahlen. Der weitreichendste der vier zur Diskussion stehenden Pläne könnte 424.800 Euro einsparen.

Die Vereinte Ev. Kirchengemeinde plant vor dem Hintergrund schwächer werdender finanzieller Ausstattung und sinkender Zahl der Gemeindeglieder eine umfassende Neustrukturierung ihrer Arbeit. Vier Modelle stehen zur Diskussion, im weitreichendsten Szenario würden sechs Gemeindehäuser aufgegeben.

"Wir können keine Schulden machen"

10.700 Gemeindeglieder zählt die „Vereinte“, im November 2006 in der Fusion der Gemeinden Altstadt, Holthausen und Menden-Raadt entstanden, aktuell. Im Jahr 2020, so rechnet Presbyteriumsvorsitzender Justus Cohen, werde man nur mehr 9600 Schäfchen hüten. Mit 275.000 Euro weniger werde die Gemeinde auskommen müssen; das Sparziel von ab sofort jährlich 29.000 Euro pro Jahr sei fix. „Wir können es nicht machen wie die Stadt“, sagt Cohen. „Wir können keine Schulden machen.“

Schon in den vergangenen vier Jahren hat die „Vereinte“ 100.000 Euro eingespart – die komplette Summe kam über Personalkürzungen zusammen; aus vollen Stellen für Küster wurden halbe. Das Sparen an dieser Stelle sei ausgereizt, sagt Cohen. Was helfe es, die Häuser „nur noch halb zu bespielen, aber weiter die vollen Kosten für die Häuser zu tragen“?, fragt er. Ihre Immobilien machten die Kirche zunehmend immobil, darunter leide das, was die Gemeinde leisten wolle: nah an den Menschen zu sein. Zur Spardiskussion liegen, wie geschrieben, vier Modelle auf dem Tisch. Sie wurden bei einer Gemeindeversammlung jüngst in der Petrikirche vorgestellt.

Gemeinde als Herberge. Dieses Konzept orientiert sich stark an dem, was Broich-Saarn praktiziert: an in Netzwerken organisierter Gemeindearbeit, die darauf setzt, Gemeindeglieder zu aktivieren, damit sie sich ehrenamtlich für die einbringen, die Hilfe benötigen. Für die Koordination soll die Stelle eines „Netzwerkers“ geschaffen werden. Das Modell sieht die Aufgabe von sechs Gemeindezentren vor. Die Gemeinde soll ihre Standorte an der Petrikirche, am Scharpenberg und – neu – im Umfeld der Zeppelinstraße haben (als ökumenisches Zentrum mit Heilig Geist oder als Kirchenladen). Einsparpotenzial: 312.000 Euro.

Aufsuchende Kirche. Dieses Modell hat der Presbyteriumsvorsitzende Cohen miterarbeitet und wird von ihm favorisiert. Wie das zuvor beschriebene Konzept sollen sechs Einrichtungen geschlossen werden. Im Bildungszentrum am Scharpenberg soll die Begegnung für Senioren intensiviert werden. Vor allem aber soll Kirche nicht mehr so stark in den eigenen Mauern wirken, sondern rausgehen zu den Menschen, sich mit Angeboten mehr in den zwölf umliegenden Schulen einbringen und in Altenwohnstätten. Eine Kooperation mit dem CVJM und mehr Ökumene sind angedacht. „Eine völlige Umorientierung“ würde dies bedeuten, so Cohen. Hin zu mehr Kommunikation mit den Gläubigen, die heute nicht in die Gemeindezentren kommen. Für die Koordination sei eigens eine Stelle zu schaffen. Einsparpotenzial: max. 382.000 Euro.

Funktionale Zentren. Dieses Modell sieht die geringfügigsten Änderungen vor. Petri-, Kreuz- und Pauluskirche bleiben erhalten und bilden jeweilige Schwerpunkte; die Kreuzkirche etwa ist – für die weitere Diskussion im Kirchenkreis bereits übergemeindlich gedacht – als Jugendkirche konzipiert. An der Zeppelinstraße entsteht ein Kirchenladen. Die Immobilie Scharpenberg soll ausgelagert werden unter das Dach der Wenzel-Stiftung. Einsparpotenzial: max. 298.000 Euro.

Wachsende Gemeinde. Sechs Gemeindezentren sollen geschlossen werden, wie in allen anderen Modellen ist ein Kirchenladen an der Zeppelinstraße geplant. Die Gruppenarbeit soll mehr in die Hände von Ehrenamtlichen gelegt werden, die verbleibenden drei Pfarrstellen sollen sich auf Aufgaben spezialisieren (Senioren, Jugend, Frauen) und diese im gesamten Gemeindegebiet wahrnehmen. Einsparpotenzial: max. 424.800 Euro.