Mülheim.. Sascha Schönherr ist der neue Centermanager im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim. Er will den Umbau von 90 der 200 Geschäftslokale in seinem Haus vorantreiben - und in der Zukunft auch auf Entspannungszonen im Einkaufszentrum setzen.
Kaufen Sie eigentlich gerne ein?
Sascha Schönherr: Oh ja, wenn ich ein paar schöne Schuhe sehe oder Neuheiten in der Unterhaltungselektronik.
Stimmt es denn noch, dass Einkaufen für die meisten Männer eher nervig ist?
Schönherr: Nein. Die Männer, gerade jüngere, sind deutlich modebewusster geworden und gehen inzwischen gerne in Geschäfte.
Nicht zum Einkaufen ins Internet?
Schönherr: Dort informiert man sich. Anprobieren, anfassen, sich inspirieren lassen – dazu gehen die meisten doch lieber raus. Einkaufen hat viel mit Emotionen zu tun. 98 Prozent der Kaufentscheidungen zur Mode sind heute emotional bedingt.
Wie reagiert ein Einkaufszentrum mit 80 000 Quadratmetern Fläche und zum Teil mit dem Charme der 70er Jahre darauf?
Schönherr: Wir werden in den nächsten Jahren viel verändern. 90 der 200 Geschäfte werden bereits in den kommenden drei Jahren umgebaut, modernisiert. Wir werden heller, freundlicher, die Ordnung und die Orientierung im Center verbessern, vor allem die Aufenthaltsqualität. Bessere Sitzgelegenheiten werden wir anbieten, Rückzugsräume. Die Kunden wollen beim Einkaufen heute zugleich Unterhaltung finden. Einkaufen ist für viele Menschen eine Freizeitbeschäftigung.
Es gab mal eine hochkarätige Jazz-Reihe im Haus. Wiederholungswürdig?
Schönherr: Ich weiß, aber es muss finanzierbar sein.
Ist die Erweiterung des Zentrums noch ein Thema?
Schönherr: Ja, aber es ist noch nichts entschieden. Es geht dabei um rund 7000 Quadratmeter, also moderat. Unser Ziel ist es, die Vielfalt zu erhalten. Da sind wir stark. Wer in ein Einkaufscenter geht, will kurze Wege und er will alles dort finden.
Das Centro baut kräftig aus, das Limbecker-Center ist gut angelaufen. Spüren Sie in Mülheim die Konkurrenz?
Schönherr: Nein. Wir haben gerade im vergangenen Jahr ein gutes Ergebnis erzielt, eine Steigerung. Das Centro wie auch das Limbecker Center sind auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet. Unsere Kunden sind junge Familien um die 35 Jahre und eine Klientel um die 50. Wir haben einen Einzugsbereich mit finanzkräftigen Stadtgebieten. Davon profitieren wir.
Nehmen wir die Center in Duisburg und Bochum dazu – gibt es nicht mittlerweile zu viel Einkaufszentren?
Schönherr: Ich vergleiche das mal mit Berlin, dort sind an die 60 Center am Markt. Nein, ich glaube, diese Region mit fünf Millionen Einwohnern kann sogar noch mehr Einkaufsflächen verkraften.
Saugen die nicht die Innenstädte langsam leer?
Schönherr: Das sehe ich nicht. Die Innenstädte haben nach wie vor ihr Kaufpublikum. Es gibt viele, die gehen in kein Einkaufszentrum, die wollen an frischer Luft sein, draußen im Café sitzen.
Viele Leerstände, viele Ketten – Mülheims Einzelhändler in der Innenstadt hätten gerne ein paar von Ihren 900 000 Kunden im Jahr.
Schönherr: Ich kenne die Sorgen. Noch mehr Center auf die grüne Wiese zu setzen, wäre auch gefährlich. Die Innenstädte, auch Mülheim, müssen ein Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten. Ruhrbania mit einer neuen Aufenthaltsqualität am Fluss halte ich für sehr wichtig. Die Infrastruktur einer Innenstadt muss stimmen. Den Charme der Altstadt würde ich viel mehr nutzen.
Wenn Sie 20 Jahre nach vorne schauen, wie werden sich Einkaufsverhalten und Center verändern?
Schönherr: Wir werden alle noch weniger Zeit haben. Die Ware wollen wir schnell finden, die Beratung muss daher noch besser werden. Der Kunde wird noch mehr Wert auf Transparenz legen, nicht nur beim Essen. Und weil er sich im wachsenden Stress nach Entschleunigung sehnt, werden die Einkaufcenter mehr Wert auf Ruhe- oder Entspannungszonen legen. Ich denke an eine bequeme Gourmet-Lounge.
Wenn Sie die Wahl hätten: Welche Persönlichkeit sollte für das Rhein-Ruhr-Zentrum als Werbe-Kopf herhalten?
Schönherr: Schwierig. Man weiß nicht, wie schnell auch eine bekannte Größe in ein schlechtes Licht rückt.
Wie wäre es mit Lena?
Schönherr: Zu jung.