Die neunte Nacht der Industriekultur trotzte dem Unwetter und war mit Pyroshow, Lichtinszenierungen und Tanzdarbietungen ein voller Erfolg.

Zuerst sah es so aus, als würde die ExtraSchicht ins Wasser fallen. Wolkenbruchartiger Regen fiel am Samstagnachmittag vom Himmel, eine Stunde lang tobte das Gewitter über den Mülheimer Spielorten. Ein Blitz schlug im Ringlokschuppen ein, legte die Brandmeldeanlage lahm. Die Bühne auf der MüGa-Wiese war völlig durchnässt. Und auch auf den dort aufgestellten Bänken, Tischen und Liegestühlen stand das Wasser.

Ruhepause bei der Extraschicht - rund 200 Besucher wurden an den drei Mülheimer Spielorten gezählt. Bilder: Stephan Glagla
Ruhepause bei der Extraschicht - rund 200 Besucher wurden an den drei Mülheimer Spielorten gezählt. Bilder: Stephan Glagla © Stephan Glagla

Den Besuchern machte das nichts aus. Mit Schirmen und Regenmänteln gerüstet, ist bereits um 18 Uhr die Schlange vor dem Aquarius Wassermuseum meterlang. Bei blau gefärbtem Curryreis und Kartoffelsuppe mit blauen Croutons warten sie auf Einlass.

Vor dem alten Bunker unter dem MüGa-Park reiht sich ExtraSchichtler hinter ExtraSchichtler. Im Bunkerinneren ist es ja trocken. Hans-Georg Hötger von der Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus GmbH (MST) führt die Besuchergruppen durch die kalten, engen Gänge. „In diesem Tiefbunker fanden über 500 Menschen Platz. Sechs Personen schliefen zu Beginn auf kleinen Pritschen in jedem Raum. Später quetschten sich 25 hinein”, sagt Hötger und zeigt auf winzige Räume, die rechts und links von langen Gängen abzweigen. Fassunglos blicken die Besucher in die kleinen Kammern. „25 Menschen. Das geht doch gar nicht”, sagt eine junge Frau kopfschüttelnd.

Als die Gruppen den Bunker schließlich verlassen, atmen sie erleichtert auf. Endlich sehen sie wieder Himmel über sich anstatt grauen Beton. Und auch der Regen hat aufgehört. Immer mehr Besucher strömen in den MüGa-Park. „Wir versuchen jetzt die Bühne trocken zu bekommen, damit die Firedancer auftreten können. Erst wollten wir sie im Ringlokschuppen auftreten lassen, aber da ist ja die Brandschutzanlage durch den Blitzeinschlag ausgefallen”, sagt Bernd Westhoff von der MST.

Die Stimmung ist ausgelassen. Zur lockeren Lounge-Musik trocknen Besucher die Liegestühle mit Taschentüchern ab, setzen sich gemütlich mit Bier und Cocktails hin. Plötzlich erscheinen seltsame Gestalten auf der Wiese. Ganz in weiß gekleidet, mit weißen, schmerzverzerrten Gesichtern wälzen sie sich zur Musik auf dem Boden. Aus der Besuchermenge treten einige Männer und Frauen heraus. Mit langsamen, fließenden Bewegungen tanzen sie den weißen Gestalten entgegen. Der mystische Butoh-Tanz der „Compagnie Danse Automatique” von Harald Schulte schlägt die Besucher in ihren Bann. Ihr düsterer Auftritt passt perfekt in die Nacht der Industriekultur.

Langsam wird es dunkel. Buntes Scheinwerferlicht schafft im MüGa-Park eine fantastische Kulisse. Die Bühne ist beinahe trocken. Und da tauchen auch die Firedancer auf. In glitzernde Kostüme gekleidet, heizen sie dem Publikum ein, zeigen atemberaubende Kunststücke mit brennenden Fackeln, spielen mit scheinbar schwebenden Flammen und wirbeln Feuerbälle um sich herum. Die ExtraSchichtler sind begeistert.

Das Spiel mit Licht- und Farbeffekten ist in dieser Nacht allgegenwertig. So erstrahlt auch das Aquarius Wassermuseum in hellem Licht. Kleine Lämpchen weisen den Besuchern den Weg in den Schlosspark. Dort werden sie von außerirdischen Bällen überrascht. Mit trällernden Stimmchen und Piepslauten läuft das Trio „Art Tremondo” über die Wiese. Sie stecken in wasserballartigen Kostümen mit blauen Lichtern und blinkenden Lämpchen, drehen sich lustig um die eigene Achse und trippeln hinter Besuchern her. Die Blues-Musik des berühmten Andy Nevison schallt durch die Nacht und sorgt für ausgelassene Stimmung. Am Spielort Mülheim war die neunte ExtraSchicht ein echtes Meisterwerk.