Mülheim. . Am Samstag feierten mehr als 300 Jecken mit den Roten Funken im Handelshof in Mülheim die fünfte Jahreszeit. Dabei wurde vor allem die “Rollator-Generation“ aufs Korn genommen. Für musikalische Stimmung sorgten die Dröppkes aus Mönchengladbach.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Das zeigte sich am Samstag, als 300 Jecken mit den Roten Funken im Handelshof die fünfte Jahreszeit feierten.

Als Rollator schiebende Rentnerin Änne aus Dröpplingsen entert die sauerländische Kabarettistin Monika Badtke kurz nach 21 Uhr die Bühne. Prinz Hans und Funkenpräsident Heino Passmann zeigen sich als Gentlemen. Der eine hievt Ännes Rollwagen auf die Bühne. Der andere hilft ihr aus dem Mantel. Und dann legt Änne los, erzählt zum Beispiel von der Rollator-Rallye, an der sie regelmäßig teilnimmt. „Dafür habe ich meinen Rollator extra tiefer legen und mit Bremsverstärkern ausrüsten lassen. Und demnächst lasse ich ihn mir noch in Ferrari-Rot umspritzen“, plaudert sie aus dem Nähkästchen und über das blonde Boxenluder Herta, die als einzige aus der Rollator-Rallye-Crew ohne Stützstrümpfe auskomme.

Die Jecken im Saal lachen auch, als Änne von ihrer Rennstreckenbekanntschaft Karl-Heinz berichtet, der mit einem Rollator in Porsche-Silber am Start ist und für den sie sich auf ihre alten Tage noch einen Stringtanga besorgt hat: „Bis ich den mal über meinen Schlüpfer bekommen hatte. Aber, was tut man nicht alles aus Liebe“, lässt Änne ihr Publikum wissen und hat die Lacher auf ihrer Seite.

Senioren im Mittelpunkt

Darf man so über Senioren lachen? Im Handelshof war man sich einig. Man darf, weil der Karneval ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist und deshalb auch auf den demografischen Wandel reagieren darf, ja muss.

Tatsächlich ist die Funkensitzung im Saal wie auf der Bühne ein Spiegelbild der Gesellschaft, in der die Generationen aufeinander treffen und im besten Falle miteinander das Leben feiern. Und so lassen sich die Jecken von den kleinen und großen Tollitäten mit ihren stimmungsaufhellenden Liedern und Schunkelrunden ebenso begeistern wie vom Tanznachwuchs der Funken, der sich mal im klassischen Gardelook und mal als Wikinger, Eskimos oder als Jim Knopf und Co. von seiner flottesten Seite zeigt.

Ein echter Gewinn sind auch die Dröppkes aus Mönchengladbach, die mit „Jetzt geht’s los. Wir sind nicht mehr aufzuhalten“ und „So lang wir noch am Leben sind“ musikalisch den Grundton des närrischen Abends vorgeben und die Jecken von den Stühlen holen. Haben die Musiker vom Niederrhein anfangs noch skeptisch gefragt: „Könnt ihr auch richtig schunkeln“, so müssen sie am Ende ihres Auftritts feststellen: „Danke. Ihr ward wirklich ein Super-Publikum.“ An diesem zu Recht verliehenen Prädikat ändert auch die Tatsache nichts, dass es bei der Funkensitzung mehr Kappenträger und Zivilisten als Kostümierte gibt. Aber die, die (etwa als Burgfräulein) Mut zur Verkleidung zeigen, sind ebenso ein Blickfang wie das von Klaus D. Schiemann mit viel Lokalkolorit gestaltete Bühnenbild der Funken.