Mülheim. Der Ausbau der Ruhrorter Straße ist abgeschlossen. Ab Montag soll der Verkehr zwischen Weseler Straße und Akazienalle auf der neuen Trasse rollen. Anlieger halten die neue Fahrbahn für zu schmal und sehen in ihr einen neuen Unfallschwerpunkt.

Ab Montag soll der Verkehr auf der Ruhrorter Straße zwischen Weseler Straße und Akazienallee komplett auf der neuen Trasse rollen. Anlieger sehen in der Planung einen neuerlichen Beweis dafür, dass es um die städtische Verkehrsplanung nicht zum Besten bestellt ist. Sie beklagen, die Straße sei zu schmal, und befürchten chaotische Zustände und einen neuen Unfallschwerpunkt. Das Tiefbauamt teilt diese Bedenken nicht.

Besagtes Ausbaustück ist in Verlängerung der bereits ausgebauten Weseler Straße die Hauptverbindungsstraße der Innenstadt und des Rhein-Ruhr-Hafens in Richtung Duisburger Autobahnkreuz Kaiserberg. Laut Angabe der Stadt rollen dort täglich 18 000 Fahrzeuge her, durch die Anbindung zu Gewerbe und Industrie am Hafen ist dort überdurchschnittlich viel Lkw-Verkehr unterwegs.

Entlastung für Duisburger Straße

Die Straße war baufällig, durch einen 1,5 Mio Euro teuren Ausbau soll sie künftig Entlastung für die Duisburger Straße und den Ortskern Speldorf bringen. Noch gestern Abend sollte das Teilstück stadtauswärts gesperrt werden, um die Asphaltdecke aufzutragen. Ab Samstagabend soll der Verkehr stadteinwärts schon von der alten Behelfsbahn auf die neue Trasse wechseln, ab Montag, 5 Uhr, sollen die Verkehrsströme auf der neuen Fahrbahn rollen.

Ortstermin gestern an der Ruhrorter Straße 124. Hier, an der lang gezogenen Kurve, betreibt Bernd Riedel ein Fachgeschäft für Wasserbetten. Riedel war 22 Jahre lang in Mülheim als Fahrlehrer unterwegs, steht an der neuen Straße und sagt: „Das sieht ein Laie auf den ersten Blick. Das ist eine Katastrophenplanung. Ich sehe schwere Unfälle kommen.“

"Es wird gefährlich"

Riedel und Michael Quint, Mitinhaber der benachbarten Kärcher-Filiale, halten die Fahrbahn, auf sieben Meter Breite geplant (davon 60 cm Randkantenstein), für zu schmal, als dass sich große Lkw in der leichten Kurvenlage nicht in die Quere kommen. „Das, was jetzt kommt, wird gefährlich“, so Riedel.

Dabei hatte die Straße hier vor dem „Ausbau“ eine Breite von neun Metern – „überbreit“, urteilte die Verwaltung seinerzeit. Tiefbauamtsleiter Klaus-Dieter Kerlisch ist der Meinung: Sieben Meter sind noch mehr als nötig. Anderswo in der Stadt, etwa am noch mehr befahrenen Kassenberg, sei die Straße eher schmaler; dort gebe es auch keine Probleme. Eigentlich hätte man an der Ruhrorter Straße gar mit 6,50 Meter auskommen können, ohne dass sich Lkw mit einer Breite bis zu 2,60 Meter zu nahe kämen.

Einparken wird zur Mutprobe

Für Anlieger Riedel ist das „eine Milchmädchenrechnung“. Wenn sich 18 bis 20 Meter lange Sattelzüge in die Kurve legten, könnten sie sich nicht verbiegen. „Ich rechne hier in ganz kurzer Zeit mit einer Tempobeschränkung auf 30 km/h.“ Für Schwerlasttransporte, etwa mit wuchtigen Siemens-Turbinen, müsste die Straße wohl künftig komplett gesperrt werden.

Riedel ärgert sich auch über die Verhältnismäßigkeit von seiner Meinung nach zu schmaler Straße und großzügigst geplanten, beidseitigen Fuß- und Radwegen. Allein vor seinem Geschäft erstreckt sich so ein Areal, das breiter ist als die Straße. Parkplätze direkt vor der Ladentür wurden ihm genommen; jetzt soll längs der Straße in Parkbuchten geparkt werden. Da werde bei dem vielen Verkehr schon das Einparken zur Mutprobe und Tortur. Große Probleme sieht der Geschäftsmann auch in der Warenanlieferung. Die Boxen, die laut Kerlisch 160 statt bisher 110 Stellplätze vorhalten, sind zwar lang genug für Lkw, aber mit Pkw zugeparkt. So werde künftig wohl manch ein Brummi auf der Straße anhalten. Vor der Baumaßnahme sei es bei neun Metern Fahrbahnbreite kein Problem gewesen, vorbeizukommen. Nun werde wohl der Verkehr blockiert.

Amtsleiter Kerlisch bleibt gelassen: „Wollen wir mal den Montag abwarten . . .“