Essen/Mülheim.

Der Prozess gegen den „Autobumser“ Patrick R. (26) ist abgeschlossen. Mindestens 40 Autounfälle inszeniere er. Und kassierte. Jetzt wurde er zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt - ohne Bewährung.

Das Verehrsdezernat der Polizei hat ein spektakuläres Verfahren gegen einen „Autobumser“ abgeschlossen. Patrick R. (26) hat mit Hilfe seiner Eltern mindestens 40 Autounfälle inszeniert und von den vermeintlichen Unfallverursachern und ihren Versicherungen 51 000 Euro ergaunert.

Seine Lieblingstatorte in Essen waren die Kreuzungen der Kruppstraße mit der Bismarck- und der Friedrichstraße im Südviertel, in Mülheim sind zwei Fälle am Humboldt­ring in Heißen bekannt.

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Aufmerksam geworden war Hauptkommissar Peter Degener vom Verkehrskommissariat auf den damals 24-Jährigen Ende 2008, weil er nun wirklich überdurchschnittlich häufig in Unfälle verstrickt war. Die Beamten nahmen ihn ins Visier, erwirkten schließlich einen Durchsuchungsbeschluss – und landeten in seiner Wohnung einen Volltreffer. Degener: „Der Mann hatte über jeden Unfall minuziös Buch geführt, Beutesummen inclusive.“

Kaum eine Chance für die Opfer

R.’s Masche ließ den meist ortsfremden Opfern, gegen die die Polizei als Täter ermittelte, kaum eine Chance. Gern setzte er sich hinter sie und wartete auf seine Chance: „Irgendwann einmal muss man in einer fremden Stadt einmal die Fahrspur wechseln“, sagt Degener. Auf diesen Moment hatte Patrick R. dann gewartet, wechselte ebenfalls die Spur, gab Gas und ließ sich seitlich rammen. Andere Masche: An einem Rechtsabbieger ohne Ampel gab R. Gas, trat dann voll in die Eisen und ließ den Hintermann auffahren.

„Der Mann arbeitete mit bestellten Zeugen“, berichtet Degener. Heißt: „Nach dem Unfall fallen vier Mann aus dem Auto raus, die alle verletzt sind und schwören, der Unfallfahrer habe nicht geblinkt.“ Oder R. legt auf dem rechten Fahrstreifen eine Vollbremsung hin. „Und sein Kumpel Anton sagt dann: Er wollte mich gerade einsteigen lassen. Natürlich hat er vorher geblinkt. Trotzdem knallte das andere Auto von hinten drauf.“

Bargeld kassiert

Von den so in den Unfall gedrängten Autofahrern hat R. Bargeld kassiert, wenn diese die Polizei nicht einschalten wollten. Oder er hat bei den Versicherungen mit gefälschten Gutachten und horrenden Kostenvoranschlägen Geld gemacht. Abgerechnet wurde über das Konto seiner Eltern. In einem Fall hat er sogar Papas Auto für einen Unfall benutzt.

Besonders bitter wurde die Masche für einen Autofahrer aus Gelsenkirchen. Bei dem Unfall wurde seine Frau erheblich verletzt. Schlimm genug. Doch später wurde er sogar von einem Gericht verurteilt: wegen gefährlicher Körperverletzung zum Nachteil seiner Ehefrau.

Wenig humorvolle Richter

Nicht zuletzt dieser Fall hat dafür gesorgt. dass R. vor dem Landgericht wenig humorvolle Richter fand. Obwohl nicht vorbestraft, kassierte R. eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten, natürlich ohne Bewährung. Seine Eltern haben jetzt einen Eintrag im Grundbuch: Sollten sie ihr Häuschen verkaufen, geht ein Teil des Preises ans Land NRW und dann an die geschädigten Versicherungen.

Patrick R.’s Revision wurde mit Hinweis auf ein neues Urteil des Bundesgerichtshofes zur Relevanz der Schadenshöhen bei solchen Unfällen verworfen. Mit grimmiger Zufriedenheit sagt Peter Degener: „Wir warten jetzt auf seinen Haftantritt.“