Mülheim. . GEW-Sprecherin Rita Theelke fordert von der Schulpolitik in Mülheim einen durchdachten Plan zur Schulentwicklung: Für benachteiligte Familien müssten Bildungschancen gesichert werden. Außerdem dürften kleine Schulen nicht auf der Strecke bleiben.
In die politische Diskussion um die künftige Schullandschaft in der Stadt mischt sich jetzt auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ein. Deren Sprecherin Rita Theelke fordert in einem Gespräch mit der WAZ: „Die Politiker sollten sich nicht verführen lassen, da Zugeständnisse zu machen, wo die größeren Elternproteste zu erwarten sind. Besonders für die benachteiligen Familien in Mülheim müssen Bildungschancen gesichert werden.“ Die GEW betont, dass sich die Schulentwicklungsplanung an den sozialen Belangen von Stadtteilen orientieren muss.
„Das Vertrauen von Schulen in die Politik ist zerrüttet"
Jüngste Entscheidungen der Mülheimer Politiker lassen aus Sicht der GEW nichts Gutes erahnen: Die Aufgabe des Projektes Zukunftsschule wird als weitere Benachteiligung eines ohnehin benachteiligten Stadtteiles angesehen. „Das Vertrauen von Schulen in die Politik ist zerrüttet, die politischen Entscheidungsträger sollten sich bemühen, das Vertrauen durch einen gut durchdachten Bildungsentwicklungsplan wieder herzustellen“, so lautet der Appell an den Rat.
Wie berichtet, arbeiten derzeit die Ratsfraktionen mit dem Schuldezernat an der Schullandschaft von morgen. Mitte März soll das erste Konzept vorliegen und mit den betroffenen Schulen in den Stadtteilen diskutiert werden. Acht Schulgebäude sollen aufgegeben werden. Dabei geht es nicht zuletzt darum, bei sinkenden Schülerzahlen Kosten zu sparen, nicht weiterhin eine zu große und teure Infrastruktur aufrecht zu erhalten.
Grundschulen bräuchten keine Mindestgröße
Es dürften, so die Sprecherin der GEW, nicht nur fiskalische Überlegungen die Schulpolitik bestimmen. „Für die Grundschulen muss weiterhin der Grundsatz ,kurze Beine, kurze Wege’ gelten.“ Grundschulen bräuchten keine Mindestgröße.
In der GEW Mülheim fürchtet man, dass gerade die kleinen Grundschulen auf der Strecke bleiben könnten. „Auch zweizügige Grundschulen funktionieren seit Jahren und leisten eine gute Arbeit“, sagt die Schulleiterin und Geschäftsführerin der GEW, Anette Grunwald. Rita Theelke verweist zudem auf die Stadt Düsseldorf, die sich weiterhin sogar einzügige Grundschulen leiste.
In der Sekundarstufe plädieren die Gewerkschafts-Vertreter für mehr Gestaltung. „Wir sollten auch Hauptschulen attraktiver machen und nicht nur auf die Abstimmung mit den Füßen warten.“ Eines dürfe der Schulentwicklungsplan nicht sein: nur ein Gebäudeplan, nach dem beurteilt werde, wo welche Kosten anfallen oder welche Gewinne mit dem Grundstück bei einer Vermarktung zu erzielen seien.
Klare Perspektiven
Dort, wo es Schulschließungen geben wird, müssten klare Perspektiven und Szenarien für Schüler, Eltern und Lehrer entwickelt werden. Auch konkrete Zeitvorgaben bei einer Schulschließung hält die GEW für erforderlich.
Mit Blick auf die Hauptschulen sagt die Sprecherin der Gewerkschaft: „Manche Hauptschullehrer haben schon drei, vier Schulschließungen hinter sich.“ Es treffe gerade die Lehrer, die den härtesten Job im Schulbetrieb zu leisten hätten. Es sollte geprüft werden, ob nicht gerade den Älteren bei einer erneuten Schulschließung eine vorzeitige Pensionierung angeboten werden könne.