Mülheim. Auf dem Mülheimer Kirchenhügel, auf dem das umstrittene Petrikirchenhaus entstehen könnte, beginnen bald Archäologen mit der Arbeit. Die Maßnahme ist Voraussetzung für ein Bauvorhaben - ein Sensationsfund könnte alles ändern.
Am geplanten Petrikirchenhaus in der Altstadt scheiden sich bekanntlich die Geister. Wenn am vorgesehenen Standort an der Bogenstraße Mitte kommender Woche ein Zaun aufgestellt und dort gegraben wird, werden damit keinesfalls Fakten für einen Baubeginn geschaffen, beeilt sich die Verwaltung daher im Vorfeld zu versichern.
Archäologische Untersuchung ist obligatorisch
Es handelt sich um einen archäologischen Einsatz, bei dem womöglich vorhandene Artefakte auf dem Grundstück gegenüber vom Heimatmuseum geborgen werden sollen. Und zwar ganz unabhängig davon, ob der Bebauungsplan beschlossen wird, oder nicht.
Der Kirchenhügel, erinnert Stadtsprecher Volker Wiebels, ist der älteste Siedlungspunkt der Stadt „dort wurde das Dorf Mülheim gegründet.“ Derzeit wird, wie berichtet, ein vorhabenbezogener Bebauungsplan für die Fläche vor der Petrikirche aufgestellt, damit sich das neue Gebäude städtebaulich in das historische Ambiente einfügt.
Die archäologische Untersuchung, erläutert die Stadt, sei im Bauleitplanverfahren unerlässlich: Wenn sich Bebauungsplanverfahren mit historischen Bereichen wie der Mülheimer Altstadt beschäftigen, muss zuvor geklärt werden, ob man nicht mit einem neuen Fundament mögliche Fundstellen komplett versiegelt.
Sensationsfund könnte Änderung des Bebauungsplans bedeuten
Ob sich nun archäologische Kleinodien im Boden vor der Petrikirche verbergen, wird, vermutlich ab dem 3. Februar, ein Fachunternehmen aus Duisburg unter der Leitung der Archäologin Ute Becker untersuchen. Einerseits ist der Kirchenhügel seit dem Mittelalter als herrschaftlicher Wohnsitz urkundlich belegt, andererseits wurden aber große Teile des Grundstücks – durch Aufbaumaßnahmen nach dem Krieg und Kanalbaumaßnahmen – aufgewühlt. „Damals“, schätzt Wiebels, „ist viel verloren gegangen.“
Das Interesse der Archäologen dürfte sich daher auf die Grünfläche oberhalb der Bruchsteinmauer vor der Kirche konzentrieren. Theoretisch ist es sogar möglich, dass ein sensationeller Fund die Änderung eines Bebauungsplans nötig macht.
Neubau soll historische Optik und drei Stockwerke haben
Manches längst Verschüttete taucht bei Bauarbeiten wieder auf: An der Ecke Bahnstraße/Kurt-Schumacher-Platz, erinnert Volker Wiebels, habe es mal die Gaststätte „Zu den drei Brunnen“ gegeben – zur Erinnerung an drei historische Brunnenschächte, mit der die Alt-Mülheimer ihre Trinkwasserversorgung vor dem Hochwasser aus der Ruhr und dem Rumbach geschützt hätten. Die alten Brunnen wurden bei Baumaßnahmen in den 1980er Jahren zufällig wieder entdeckt.
Der geplante Neubau mit historischer Optik auf dem Kirchenhügel soll sich über drei Geschosse an der Bogenstraße vor der Petrikirche erstrecken. Das Gebäude, das von der Stiftung Petrikirchenhaus finanziert werden soll, ist für soziale kulturelle und kirchliche Nutzung vorgesehen. Ob das Haus nun kommt oder nicht, wird politisch abschließend im Planungsausschuss entschieden. Kritiker des Projektes stört vor allem die Größe des Gebäudes: Das Wort „Bausünde“ machte in der Altstadt schon die Runde.