Um Sünden ging es auf dem Kirchenhügel schon immer. Diesmal standen jedoch nicht die zehn Gebote im Mittelpunkt, sondern mögliche Bausünden, die Bürger befürchten.

Mehrere Wochen hatten sie Zeit, sich zu dem geplanten Petrikirchenhaus zu äußern.

Es gab allerdings auch etliche Bürger, die sich im Planungsdezernat das Modell und die Pläne angesehen haben und mit einem „Das ist doch schön“ den Raum wieder verließen. Andere schimpften, zeigten sich empört. Allerdings, es wurden weit weniger Eingaben gegen das Projekt gemacht als erwartet. Gerade mal 25 lagen am Ende der öffentlichen Auslegung vor, davon lediglich fünf von Anwohnern auf dem Hügel.

Die Stadtverwaltung zog schnell ihren Schluss daraus: „Für uns bedeutet die geringe Resonanz, dass die meisten keine Bedenken haben.“ Bei vergleichbaren Projekten, so Stadtsprecher Volker Wiebels, gebe es oftmals 100 und mehr Einwände.

Schon bei der Bürgeranhörung vor zwei Wochen fiel die Kritik an dem Bauprojekt eher moderat aus, wobei mancher Beobachter vermutete, dass die Kirchengemeinde nur geschickt ihre Leute als Befürworter positioniert hatte.

Inzwischen wurde auf dem Kirchenhügel durch rote Punkte auf dem Boden das Ausmaß des geplanten Neubaus markiert. Er wird sich über drei Geschosse entlang der Bogenstraße vor der Petrikirche erstrecken, soll dem historischen Vorbild angeglichen werden. Das Grün vor der Kirche kommt weg, die Bogenstraße wird verengt. Der Bau, der von einer Stiftung über Sponsorgelder finanziert wird, dient sozialen kulturellen und kirchlichen Zwecken.

Die Kritiker sind sich weitgehend einig. „Das neue Gebäude fügt sich nicht in die Bebauung des Kirchenhügels ein“, meint etwa Jochen Birken. „Die so genannte Ringbebauung, wie sie früher berechtigt war, um eng beieinander zu sein und sich dadurch besser schützen zu können, ist schon lange – glücklicherweise – nicht mehr zeitgemäß.“ Birken greift auch die Selbstkritik von Pastor Vahsen auf, der der Kirche in der Vergangenheit kein glückliches Händchen im Zusammenhang mit so manchem Bauprojekt öffentlich bescheinigt hatte. „Nun“, so Birken, „ist die Kirche wieder dabei, ihr Unvermögen unter Beweis zu stellen.“

Es sei nur schwer verständlich, äußert sich Winfried Frings, warum man den schönsten Teil der Altstadt „zuknallt“. Noch deutlicher wird Luigi Corte: „Dieser Bau ruiniert einen der schönsten Plätze in Mülheim.“ Ähnlich argumentiert Daniel Derksen: „Eine der meist fotografierten Ecke würden ruiniert werden.“

Irina Bunn nimmt Bezug auf Ruhrbania: Dort soll der Bürger Verständnis dafür haben, dass die Stadt modern und zukunftsorientiert gebaut werde, aber auf dem Kirchenhügel soll der Bürger wie vor 100 Jahren denken. Das passe nicht, meint sie und sagt: „Für das Petrihaus könnte ich mir einen modernen Bau an der Friedenstreppe vorstellen.“ Auch das Martin-Luther-Haus würde mancher lieber abreißen und dort neu bauen.

Gegen ein solches Haus für die genannten Zwecke spricht sich keiner aus. Da ist man mit der Gemeinde einer Meinung: Es wäre ein Gewinn, etwa für den Kinder- und Jugendchor. Aber mit der Dimension an dieser Stelle haben die Kritiker Probleme. „Es wäre eine der größten Bausünden“, meint Uwe Kühn. Die Ergebnisse der Auslegung werden im Zuge des Bebauungsplanes von den Politikern diskutiert. Sollte der Bebauungsplan beschlossen werden, könnte im nächsten Jahr mit dem Projekt begonnen werden.