Mülheim. .
Bei neuem Schnee könnten Privatfirmen aus dem Baugewerbe die Stadt beim Winterdienst unterstützen. Mit diesem Vorschlag wollen die Grünen eine bessere Räumung erzielen und Firmen vor Unterbeschäftigung schützen. Viele Unternehmen zeigen Interesse.
Der Vorschlag der Grünen, bei extremem Schneefall Privatfirmen als Verstärkung für den Winterdienst zu engagieren, die wegen des schlechten Wetters selbst nicht an ihren Baustellen aktiv werden können, stößt in der heimischen Wirtschaft auf Gegenliebe.
Die Grünen hatten in dieser Woche einen entsprechenden Vorstoß gemacht. Nach ihrer Rechnung würde die Stadt mit dem Engagement der Privaten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits könnte sie besser als zuletzt im Dezember Mülheims Straßen räumen, andererseits könnten ihre Aufträge bei Firmen im Bauhaupt, im Dachdecker- und Gerüstbaugewerbe sowie im Gartenlandschaftsbau Unterbeschäftigung verhindern. Das spare staatlich gewährtes Saisonkurzarbeitergeld für Arbeitsausfall bei Schlechtwetter.
„Eine hervorragende Idee“, lobt Michael Gotschika, Geschäftsführer beim Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW mit Sitz in Oberhausen. Allein im vergangenen Jahr habe seine Branche einen Arbeitsausfall durch schlechtes Wetter von summiert vier Monaten zu beklagen gehabt. Aufträge der Stadt könnten die Versichertengemeinschaft entlasten.
Für viele Garten- und Landschaftsbauer kein Problem
Sich im Winterdienst zu engagieren, sei für viele Garten- und Landschaftsbaubetriebe kein Problem; sie seien bereits als Auftragnehmer für große Wohnungsunternehmen, für Gewerbekunden, Lebensmittelmärkte und Privatkunden unterwegs.
„Wenn sich das Feld erschließt, ist es für das örtliche Handwerk interessant zu partizipieren“, so die Geschäftsführerin der heimischen Kreishandwerkerschaft, Barbara Pezzei. Weil das Handwerk naturgemäß kurzfristig auf Kurzarbeit umstelle, sei allerdings vorab ein Konzept zu erarbeiten, um die Arbeitsteilung zwischen Stadt und Privatunternehmen zu organisieren – grundsätzlich aber passe der Zeitpunkt schon: Wenn die Stadt nicht mit dem Räumen nachkommt, haben Handwerksbetriebe womöglich gerade unverhofft Kapazitäten frei . . .
Beim Holthausener Garten- und Landschaftsbaubetrieb Dieter Kortheuer bestünde Interesse -- allerdings nicht, um Kurzarbeit im Winter zu umgehen. Inhaber Alexander Zimni hat auch da Arbeit für seine acht Mitarbeiter. Seit rund 25 Jahren habe der Betrieb sich mit Winterdienst einen festen Kundenstamm aufgebaut. Im Dezember waren die Mitarbeiter von 3 Uhr in der Früh bis 10 Uhr damit beschäftigt, für Privatkunden zu räumen. Die Firma verfügt über einen Radlader, ein Bobcat, einen großen Trecker und kleine Fräsen zum Schneeräumen.
Idee wird im Umweltausschuss beraten
Ein Engagement für die Stadt sei denkbar, so Zimni, aber nicht kurzfristig. „Das muss man früh genug planen“, auch Versicherungsfragen seien zu klären. Zimnis Betrieb hat übrigens schon Erfahrung im Räumdienst für die Stadt. Einst hat er Gehwege frei gemacht, im letzten Winter heuerte die MST den Betrieb kurzerhand an, um die Schloßstraße geräumt zu bekommen.
Interesse zeigt auch der Heißener Garten- und Landschaftsbaubetrieb Hortus. Auch er bietet Winterdienst mit handgeführten Geräten an, hat allerdings keine geeigneten Fahrzeuge für das Befahren von Straßen. „Wir könnten Fußwege räumen“, sagt Geschäftsführer Robert Lipski. „Für uns ist das bedingt interessant, wir haben keinen Radlader mehr“, sagt Bernhard Theile von der gleichnamigen Bauunternehmung vom Lothringer Weg. Zwar habe er im Dezember zwei Wochen „Schlechtwetter“ bei der Agentur anzeigen müssen, doch Mülheims Straßen hätten seine Mitarbeiter eh’ nicht räumen können. „Wir könnten nur von Hand die Gehwege streuen und räumen“, so Theile.
Die Idee der Grünen wird im nächsten Umweltausschuss am 31. Januar beraten. MEG-Geschäftsführer Jürgen Jeppel bat um Verständnis, sich erst danach äußern zu wollen. Sollte die Stadt tatsächlich auf die Dienste von Privaten zurückgreifen, würde dies für die Bürger unweigerlich die Gebühren für Straßenreinigung erhöhen.