Mülheim. .
In Deutschland wird im Mai eine große Volkszählung durchgeführt. Und Mülheim ist beim "Zensus 2011" dabei. 120 Interviewer schwärmen dann aus und befragen stichprobenartig ausgewählte Personen. Die Vorbereitungen laufen bereits.
Im Mai macht Mülheim Inventur. Dann schwärmen etwa 120 Interviewer aus und fragen 8400 Personen zu persönlichen Dingen: Religion, Schulbildung, Wohnsitz oder Herkunft. Zensus 2011 nennt sich diese Volkszählung, die der Bund ab dem 9. Mai zwölf Wochen lang in ganz Deutschland durchführt. Kritiker fürchten den Missbrauch der sensiblen persönlichen Daten. Doch wer sich der Zählung verweigert, muss mit einer Strafe rechnen.
Seit dem 1. November bereitet sich die Stadt in einer eigenen, abgeschotteten Abteilung auf den Zensus 2011 vor – zur Einrichtung einer solchen Erhebungsstelle ist jede Kommune verpflichtet. Die Tür zur fünften Etage im Technischen Rathaus bleibt einseitig verschlossen, genau wie das Computersystem, das nur einspurig mit dem Landesamt für Information und Technik, kurz IT.NRW, vernetzt ist. „Wir haben ein eigenes Sicherheitsnetz, aus dem keine Daten von außen gezogen werden können“, versichern Leiter Hans-Joachim Libera und Stellvertreter Friedhelm Kreuselberg. Schließlich gehen acht städtische Mitarbeiter bald mit hochsensiblen Daten um. Noch sind die Räume spärlich eingerichtet, ab April werden sie hier viel zu tun haben.
46 Fragen
„Wir sammeln die Daten von etwa 970 Adressen aus dem gesamten Stadtgebiet“, sagt Hans-Joachim Libera. Stichprobenartig werden Mülheimer befragt, aus allen Stadtteilen, allen Altersgruppen – vom Jugendlichen bis zum Senior. Die insgesamt 46 Fragen drehen sich um Wohnsitz, Familienstand, Religionszugehörigkeit, Zuwanderungsgeschichte, Schulbildung oder Berufsstand. Lediglich eine der Fragen kann freiwillig beantwortet werden: die nach der Glaubensrichtung.
Völlig freiwillig sind die 120 Mitarbeiter aus der Verwaltung in der Stadt unterwegs, die in den Bezirken Termine ausmachen, die nummerierten Fragebögen austeilen und beim Ausfüllen helfen. „Jeder Mitarbeiter wird sich an der Haustür mit einem IT.NRW- und seinem Personalausweis vorstellen“, versichert Libera. Dort, wo ein Fragebogen im Briefkasten liegt, sind die Bewohner zum Antworten verpflichtet. „Wer sich weigert, den Bogen auszufüllen, wird am Ende zu einem Zwangsgeld verurteilt“, erklärt Libera. Doch mit großem Widerstand rechnet der Statistiker nicht. „Bei der letzten Volkszählung 1987 gab es in Mülheim nur 0,3 Prozent Verweigerer.“ In Zeiten von Payback, Facebook und Twitter gingen die Menschen ohnehin großzügiger mit der Ausgabe ihrer Daten um.
Grundlage für Planungen
Und wo landen die Daten? „Wenn wir die Fragebögen auf Vollständigkeit geprüft haben, schicken wir die Daten zum IT.NRW“, sagt Kreuselberg. Und ergänzt: „Die Inhalte interessieren uns hier aber nicht.“ Dafür aber den Bund. Denn beim Statistischen Bundesamt laufen alle Daten der Deutschen ein. So sollen die Ergebnisse des Zensus als Basis für Planungen und Entscheidungen in Politik und Verwaltung genommen werden. Hier profitiert auch die Stadt. „Wir dürfen zwei Jahre lang mit den Daten arbeiten“, sagt Libera. Mit diesen könnte z.B. entschieden werden, an welchem Standort Spielplätze entstehen – je nach Anzahl der Familien, die in einem Bezirk wohnen.
Neben den Einwohnerzahlen interessiert den Bund auch der Gebäude- und Wohnungsbestand. Rund 30 000 Haus- oder Wohnungsbesitzer werden einen Fragebogen zugesendet bekommen, den sie an das Landesamt zurückschicken müssen. „Der dritte Erhebungsteil besteht in der Zählung der Sonderadressen“, so Libera. Für 2800 Bewohner von Pflegeheimen, Kliniken oder psychiatrischen Einrichtungen werden stellvertretend die Leitungen der Einrichtungen befragt. Nur so sei die Einwohnerzahl in den Städten verlässlich zu ermitteln.