Mülheim.

Mit dem neuen Jahr beginnt die Rabattschlacht der Händler. Im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim waren die Geschäfte am ersten offenen Samstag 2011 deshalb eine Stunde länger geöffnet - bis 21 Uhr. Es war brechend voll. Im Forum gab man sich entspannter.

Beim Shoppen kann man derzeit Rot sehen: „Sale“-Aufkleber über Schaufenstern, Prozentzeichen über den Kleiderständern, rote Zahlen auf den Preisschildern. Mit dem Jahr beginnt die Rabattschlacht der Händler. Alles muss raus; das noch in Briefumschlägen schlummernde Weihnachtsgeld soll rein in die Kassen.

Im Rhein-Ruhr-Zentrum legte man am ersten Samstag nach Weihnachten deshalb sogar eine Extra-Stunde zu: bis 21 Uhr waren die Geschäfte im „Zett“ geöffnet. Im Forum gab man sich entspannter. „Ein ganz normaler Samstag“ sei das, betonte Center-Manager Wolfgang Pins. „Rote Zahlen“ schrieben die Geschäftsleute aber auch da.

Parkplätze voll

Die Parkplätze rund ums Zett sind schon mal brechend voll. Bis man mit seinem Kleinwagen einen Stellplatz findet – und der genügt wirklich nur für einen Kleinwagen – vergehen 30 Minuten. Drinnen ist dann entsprechend viel los. In den Mall-Gängen knubbeln sich die Menschen. Die Bänke sind belegt und besonders mit Männern besetzt, die vor Geschäften auf ihre einkaufenden Frauen warten. Die Profis unter ihnen haben gar Zeitungen mitgebracht. „Einer muss die Sachen ja tragen“, erklärt einer der Lesenden, warum er sich den samstäglichen Einkaufstrubel antut. Seinen Namen will er aber nicht nennen: „Wenn meine Frau das liest, krieg ich se!“

Einkaufstüten haben die meisten in den Händen. Kaum einer, der nicht fündig wird. Ein Mann schleppt gar einen neuen Flachbildfernseher im Karton zum Auto. „Ein Schnäppchen“, erklärt er. Bisher hat er noch in die Röhre geguckt. Das alte Gerät „tut es auch noch, aber das Bild von dem hier ist einfach super. Und man muss ja mit der Zeit gehen.“ Dass es ein Impulskauf war, gibt er zu: „Aber bei dem Preis kann man nichts verkehrt machen.“

"Über Umtauschpraktiken der Händler erkundigen“

Dass das nicht stimmen muss, weiß Christiane Lersch. Die Leiterin der Mülheimer Verbraucherzentrale berät immer wieder Menschen, die mit einer impulsiv gekauften Ware am Ende doch unzufrieden waren. „Kaufreue“ nennt sie das: „Jemand hat spontan etwas gekauft und dann sind die 500 Euro doch zu viel.“

Das Geld fehlt dann in der Haushaltskasse, und der Händler nimmt die Waren zwar zurück – aber nur gegen einen Gutschein. Damit die Miete zu zahlen, wird schwierig. „Verbraucher sollten sich vorher über Umtauschpraktiken der Händler erkundigen“, rät Christiane Lersch. Denn beim Umtausch gelte für ein Brötchen für 30 Cent wie für ein Auto für 30 000 Euro: „Man ist da auf die Kulanz des Händlers angewiesen.“

"Die Leute verlieren langsam den Glauben an Rabattaktionen."

Grundsätzlich, sagt die Verbraucherberaterin, „muss der Verbraucher sich kümmern“. Das bedeutet auch, sich durch den Rabatt-Dschungel zu schlagen und Preise zu vergleichen, damit der vermeintliche Schnapper auch wirklich günstig ist. Doch Christiane Lersch kann sich „nicht vorstellen, dass Leute etwas kaufen, nur weil es groß angepriesen wird. Die Leute verlieren langsam den Glauben an Rabattaktionen.“

Auch Christel Pabst ist an diesem Samstag nicht zur Schnäppchenjagd ins RRZ gekommen. „Einfach bummeln“ wollten sie und ihr Ehemann. Immerhin wohnen sie nicht weit entfernt und können in die Mall laufen – so umgehen sie auch das Chaos auf dem Parkplatz. Doch aus dem Spaziergang wurde dann doch ein Einkauf. Christel Pabst hat die erste Tüte gerade mit einem Kleidungsstück gefüllt – „und reduziert war es auch“. Da kommt bestimmt keine Kaufreue auf.