Mülheim.
Schön verpackte Geschenke bereiten doppelt Freude. Jutta Pfeiffer, Inhaberin des „Papierwerks“ in Mülheim, beschäftigt sich beruflich mit der Verpackungskunst. Im Interview spricht sie über bunte Bänder und recyceltes Papier.
Papier und Psychologie: Beides hilft beim Verpacken von Geschenken, und mit beidem hat sich Jutta Pfeiffer, Inhaberin des „Papierwerks“, bereits beruflich beschäftigt. Einige Gedanken über die Verhüllungskunst.
Die Geschenke sind besorgt, der Gewürztee dampft, mit dem Einpacken kann es losgehen. Welches Werkzeug und Material braucht man jetzt, damit alles gut wird?
Jutta Pfeiffer: Schere und Klebeband, vielleicht auch doppelseitiges. Und Papier natürlich, das ich aber nicht unbedingt kaufen muss, sondern möglicherweise auf dem Altpapierstapel oder in der Restekiste habe. Dazu eventuell noch Stempel und Farbe. Und Bänder: Sie können auch Wolle nehmen oder Küchenfaden. Es muss nicht immer die teure Satinschleife sein.
Manche Leute finden Geschenkpapier verschwenderisch und schlagen ihre Gaben grundsätzlich in alte Zeitungsseiten ein. Dürfen die das?
Pfeiffer: Na klar, ich habe das früher auch gemacht und bin bis heute ein großer Recycling-Fan. Auch Butterbrotpapier kann man sehr gut verwenden. Aber egal, was ich nehme: Es geht auch ein bisschen um die Haltung, wie wichtig man die Verpackung nimmt. Für mich ist es eben Teil des Geschenkes, es liebevoll einzupacken.
Spielt es beim Verpacken eine Rolle, wen sie beschenken? Frau oder Mann? Älter, jünger?
Pfeiffer: Sicher, es ist immer ein Kompromiss aus dem, was ich selber schön finde und dem, was dem anderen gefällt. Und wenn ich bei kleinen Kindern weiß, es wird sowieso sofort zerrissen, nehme ich kein wertvolles handgeschöpftes Papier.
Sie als Papierkennerin und Geschäftsfrau wissen es ganz bestimmt: Wie sehen die aktuellen Weihnachtsgeschenksverpackungstrends 2010 aus?
Pfeiffer: Es gibt nach wie vor die Naturschiene: unbeschichtetes Papier, als Dekoration natürliche Materialien, die man auch selber sammeln kann, beispielsweise Efeu oder Kiefernzweige. Schlicht soll es sein, weniger ist mehr. Opulenz, wie man sie in den 80er Jahren noch hatte, ist schon lange nicht mehr angesagt.
Wie halten Sie es privat: Verpacken Sie gerne Geschenke und viele davon?
Pfeiffer: Ich tue es nach wie vor gerne, habe mir aber früher, ehe ich den Laden hier hatte, für das Einpacken mehr Zeit gelassen. Heute mache ich es oft auf den letzten Drücker. Leider. Dabei liebe ich es eigentlich, wenn sich die verpackten Geschenke nach und nach ansammeln. Es sieht unwahrscheinlich schön aus, wenn dieser weihnachtliche Berg wächst.
Eine Grundsatzentscheidung: Darf ich den Päckchen ansehen, was drin ist, oder nicht?
Pfeiffer: Das hängt vielleicht auch von der jeweiligen Familientradition ab. Manche verpacken CDs in große Kartons, damit es aussieht wie ein Paar Schuhe. Aber das ist nicht mein Stil. Man darf ein Buch ruhig als Buch erkennen. Der Titel bleibt die Überraschung.
Mal ehrlich: Lassen Sie sich Ihr schönes Papier nach der Bescherung zurückgeben?
Pfeiffer: Wenn jemand es gleich ins Altpapier tut, kann es passieren, dass ich sage: Dann gib’s lieber mir. Ich schmeiße es nicht weg. Das würde mir in der Seele weh tun.