Mülheim. .

Entweder etwas schmeckt oder nicht: Dennis Vollmer testete die Mülheimer Weihnachtsmärkte. Auf dem Altstadt-Weihnachtsmarkt zählt das liebevoll „Handgemachte“. Schneller geht es in der Innenstadt. Geschmacklich ist der Standard trotzdem hoch.

Mülheims Weihnachtsmarkt

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    Zwar beherrschen beide Mülheimer Weihnachtsmärkte – Altstadt und Innenstadt – die kulinarischen Standards von der gegrillten „Killerpelle“ bis zum heißen Würzwein. Aber wo wird der Gaumen mehr gekitzelt? Die Zunge lässt sich nicht betrügen: Entweder etwas schmeckt oder nicht. Ich wage den streng subjektiven Test.

    Aperitif

    Der beginnt ausgerechnet mit Essig zum Aperitif – aber wie köstlich ist das? Brombeere, schwarze Hagebutte, Traubenkirsche: Iris Rausch und ihre Schwester Traudel pflücken das Jahr über Früchte und Kräuter und rühren diese Essige selbst an. Ein paar Monate braucht die Herstellung. Doch was mir sonst als Saft nicht über die Zunge kommt, erweist sich als perfekter Türöffner zu den Geschmacksknospen.

    Am Hagdorn neben dem Kölner Hof haben die Kräuterpädagoginnen ebenfalls Liköre und Brotaufstriche dabei. Wunderbar ist das Waldmeister-Gelee – und nicht einmal grün, sondern orange? „Ja, das Grün ist nur Farbstoff“, klärt Iris Rausch auf.

    Hauptgang: die Wurst

    Fest und knackig muss die Wurst sein, fein im Geschmack und die Brotbeilage muss stimmen. An der Schloßstraße gibt es durchweg einen guten Standard mit Brötchen. Senf und Soße stimmen, für den Happen zwischendurch bestens geeignet. Doch an der Petrikirche stehen gleich zwei Konkurrenten: Hammeckes Bratwurst punktet mit eigener Herstellung und Geschmack, die Soße zur Currywurst ist dagegen Massenware und die halbe Scheibe Toast dazu wirkt etwas traurig. Der „Mölmsche Knüppel“ macht dagegen alles richtig: Eine knackige, fein schmeckende Wurst schiebt sich in ein frisches Brötchen. Nur der Name tut ihr Unrecht.

    Die Alternativen

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    © WazFotoPool

    Die Killerpelle muss nicht jedermanns Sache sein: Die Schloßstraße bietet auch vietnamesische Spezialitäten, die Kettwiger eine peruanische Variante. Das Gemüse etwa gelingt beiden, obwohl frittiert, schmeckt es nicht fettig. Die Cachangas – Rot- bzw. Weißkohl im Teigmantel – und die Mischung aus Kartoffeln und Frischkäse munden einen Tick gaumenfreudiger, das ist mitunter der Soße geschuldet, die schmeckt wie selbst gemacht. Dafür ist‘s mit 4,50 € aber beinahe doppelt so teuer.

    Nachglühen

    Das Frittierte neutralisiere ich saisonal bedingt mit einem Glühwein. In der Altstadt teste ich ebenfalls den nicht-alkoholischen Punsch aus Kirsche und schwarzem Mais mit Orange am peruanischen Stand. Sehr fruchtig und heiß – wie es bei den Temperaturen sein muss, den Alkohol vermisse ich nicht.

    Man kann aber auch eine sehr gute Feuerzangenbowle bekommen, verbogener Löffel inklusive. „Das ist ja wie bei Uri Geller“, scherzt jemand.

    Fazit: Auf dem Altstadt-Weihnachtsmarkt zählt das liebevoll „Handgemachte“ – der Gaumen jubelt, die kalten Füße aber rebellieren beim Warten auf die Speise. Auf die Schnelle geht es dafür in der Innenstadt, geschmacklich ist das aber immer noch sehr guter Standard.