Mülheim/Duisburg. .

Es klingt wie ein Alptraum: Ein Einbrecher dringt in ein Haus ein und geht mit seinem Messer auf die Bewohner los. Etwas Ähnliches hat sich im Mai in Mülheim abgespielt. Der mutmaßliche Täter steht jetzt vor Gericht – es ist der Ehemann des Opfers.

Einen Alptraum durchlebte am Morgen des 25. Mai eine 46-Jährige Mülheimerin. Im Schlafzimmer der ehelichen Wohnung an der Lise-Meitner-Straße in Saarn wurde sie kurz vor 7 Uhr von einem maskierten Mann durch mehrere Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Als mutmaßlicher Täter muss sich seit Dienstag ihr eigener Ehemann vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Duisburg verantworten.

Die Anklage wirft dem 47-jährigen leitenden Flughafenangestellten versuchten Mord vor. Anderthalb Stunden vor der Tat hatte er sich mit einem Kuss von seiner Frau verabschiedet. Dann soll er sich maskiert haben, zurückgekehrt sein und das Opfer im Schlaf attackiert haben. Ein Stich traf die Frau in den Oberarm, ein zweiter verletzte die Lunge, verfehlte nur knapp das Herz. Lediglich die Hilfeschreie hätten ihn von der Voll­endung der Bluttat abgehalten, so die Staatsanwaltschaft. Es sind vor allem Indizien, die ihn belasten.

Außereheliche Affäre als Motiv?

So soll sein Privatwagen zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes gestanden haben und nicht am Flughafen, wie es der Angeklagte behauptet. Der beteuerte unter Tränen seine Unschuld: „Ich würde meiner Frau und meiner Familie so etwas Schreckliches nicht antun.“ Zur Tatzeit will er seiner Arbeit auf dem Düsseldorfer Flughafen nachgegangen sein und mit einem Dienstfahrzeug bei Kontrollfahrten auf dem Gelände unterwegs gewesen sein.

Das mögliche Motiv liegt auf der Hand: Eine außereheliche Affäre. Wenige Monate vor der Tat hatte sich der 47-Jährige einer jüngeren Kollegin zugewandt.

Doch den Seitensprung will der Angeklagte wenige Wochen vor der blutigen Tat beendet haben, nachdem seine Frau von einem sechswöchigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik nach Hause zurückgekehrt war. „Ich bin seit 29 Jahren mit meiner Frau zusammen“, so der Angeklagte. „Ich wollte unserer Beziehung eine Chance geben und ich wollte, dass meine Frau gesund wird.“

Für das Verfahren sind bis Mitte Dezember sechs weitere Verhandlungstage geplant.