Mülheim. .

Es war eines der ehrgeizigsten Projekte der Stadt, jetzt kam das Aus: Die Zukunftsschule an der Bruchstraße in Eppinghofen wird es nicht geben. Die Stadt könne sich solche Träume finanziell nicht mehr leisten, sagen Experten der Fraktionen.

Das Aus für ein bildungspolitisches Vorzeigeprojekt, das bundesweit Aufmerksamkeit erzielen sollte, kam gestern kurz nach 15 Uhr. Vier Fraktionen – CDU, Mülheimer Bürgerinitiativen, FDP und die Grünen – verschickten einen gemeinsamen Antrag: Jede weitere Planung für die Zukunftsschule an der Bruchstraße in Eppinghofen ist zu beenden. Die bereits dafür eingesetzten Mittel von 8,5 Millionen Euro werden gestrichen und für andere Maßnahmen in der städtischen Schullandschaft eingesetzt.

Die vier Fraktionen haben im Stadtrat die Mehrheit und werden dies nach jetzigem Stand am kommenden Donnerstag beschließen und damit eines der ehrgeizigsten Projekte der Stadt kurzerhand beenden. „Nicht zuletzt auf Grund der Haushaltssituation ist es nicht mehr vertretbar, Mittel von über acht Millionen Euro für ein Neubau-Projekt zu binden und somit billigend in Kauf zu nehmen, dass diese Finanzmittel für andere wichtigere bildungspolitische Maßnahmen fehlen“, heißt es in der Begründung.

„Bielefelder Laborschule“

Auf dem Areal der Hauptschule Eppinghofen mit direkt angrenzender Grundschule und Kindertagesstätte sollte eine ganz neue Bildungseinrichtung bis Klasse zehn entstehen, verbunden mit einer frühstmöglichen Förderung. Darüber hinaus war eine enge Verzahnung mit der Berufswelt vorgesehen: Lehrer, Erzieher, Sozialarbeiter und Berufsausbilder sollten Hand in Hand wirken. Berufliche Bildung war als ein Markenzeichen des zentralen Standortes ausgegeben worden, die SPD-Fraktion dachte bereits in Richtung „Bielefelder Laborschule“.

Erste Mittel sind investiert worden, Architekten hatten zudem bereits Modelle entworfen. Die Bemühungen um die erforderlichen 40 Millionen Euro für das Vorhaben laufen seit Jahren. Die Stadt, eine Stiftung, das Land und vor allem die EU sollten sich beteiligen. Die Stadt hatte jene 8,5 Millionen Euro als Kapital eingestellt, die sie ohnehin in die Erneuerung der dortigen Schulen investieren müsste. Politisch gab es zwar immer wieder Zweifel, ob letztlich die finanzielle Hürde gemeistert werden könnte, doch inhaltlich stieß das Vorhaben in Mülheim wie auch seinerzeit bei der schwarz-gelben Landesregierung auf breite Zustimmung.

Die Bildungsexperten der vier Fraktionen kamen jedoch jetzt zu einem anderen Ergebnis: Finanziell ist die Stadt am Ende, könne sich daher solche Träume nicht mehr leisten. „Es passt nicht mehr in die Landschaft“, so Lothar Reinhard von der MBI. Immer drängender wurde die Frage: Welche Schüler sollen dort eigentlich unterrichtet werden?

Bildungsentwicklungsplan

Die drei Hauptschulen in der Stadt kämpfen wie vielerorts ums Überleben. Unstrittig ist längst: Drei Standorte für vielleicht 60 Anmeldungen wird die Stadt sich nicht mehr leisten. Ob es an dem Standort Eppinghofen, der mit der Zukunftsschule sozial wie städtebaulich gestärkt werden sollte, in Zukunft überhaupt noch eine weiterführende Schule geben wird, ist nach jetzigem Stand offen. Der Bildungsentwicklungsplan, an dem seit einem Jahr gearbeitet wird, soll in Kürze Antworten darauf geben, welche Schulform an welcher Stelle angeboten werden muss.

Mit Staunen und Entsetzen wurde die Nachricht in der Stadtverwaltung aufgenommen. „Da fehlen einem die Worte. Fünf Jahre Arbeit für die Katz’“, bedauert der Chef der Stadtkanzlei, Frank Mendack, und betont: „Die Stadt spart dadurch nichts.“

Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, sagt Ratsfrau Inge Göricke von den Grünen. Aber bis zuletzt sei unklar geblieben, mit welchen Inhalten und mit welchen Schülern man diese Schule bestücken wollte. Die Grünen hätten wie die anderen Parteien immer nach Informationen gerufen, aber keine bekommen. Zuletzt war der Eindruck entstanden, dass der Stadtverwaltung selbst die nötige Begeisterung für das Projekt fehlt.