Mülheim. .
312 Bewerber stehen in Mülheim noch ohne Ausbildungsplatz da – satte 52 Prozent mehr als im Vorjahr. Arbeits- und Sozialagentur appellieren an Jugendliche, sich zu bewerben. Und an Firmen, mehr Plätze zu melden. Denn deren Zahl ist gesunken.
312 jugendliche Bewerber sind in der Stadt zurzeit noch „unversorgt“, 52 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote unter den jungen Mülheimern liegt bei vier Prozent – ein leichter Rückgang. Die Zahl der Bewerber bei der Arbeitsagentur ist gestiegen – die gemeldeten Ausbildungsplätze wurden jedoch weniger.
Daher richten Mülheims Agentur für Arbeit und die Sozialagentur ihren Appell sowohl an junge Menschen als auch an Firmen: Bewerbungen sind auch für dieses Jahr noch möglich – von beiden Seiten. „Gut 200 Ausbildungsplätze bräuchten wir noch, um alle zu vermitteln“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst – die Differenz ergibt sich aus den 312 Bewerbern bei der Arbeitsagentur, die noch suchen, und 93 noch offenen Stellen. 2009/2010 haben sich 22 Prozent mehr potenzielle Kandidaten gemeldet als im Vorjahreszeitraum, laut Wolfgang Draeger, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, eine Folge der verstärkten „Werbung zur Bewerbung“.
Die Zahl der erfolgreich vermittelten Bewerber stieg um 14,7 Prozent, die der unversorgten um 52,2. Denn bei Mülheims Firmen hat die Werbung bisher weniger gefruchtet – sie meldeten 1,8 Prozent weniger Stellen als im Vorjahr. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt aktuell bei vier Prozent, die Quote ist um 0,6 Prozent gesunken. Im August waren 297 Jugendliche unter 25 Jahren als arbeitslos gemeldet.
Folge der Kirse
Die Zurückhaltung der Firmen sei noch immer eine Folge der Wirtschaftskrise, so Draeger. Umso wichtiger für die Agentur, Wunsch und Realität des Arbeitsmarktes zumindest anzunähern. „Manchmal muss man eben dem jungen Mann, der gern im Elektrogroßhandel oder als Industriemechaniker arbeiten wollte, klar machen, dass seine Chancen in anderen Bereichen besser sind“, so Draeger. Besser vor allem im Einzelhandel mit Schwerpunkt Lebensmittel, im Hotel oder Restaurant oder im kaufmännischen Bereich – hier sind die meisten Stellen frei. „Eine Ausbildung kann auch noch am 30. September beginnen“, betont Wolfgang Draeger.
Sabine Knapstein, Teamleiterin beim Arbeitgeber-Service, sucht nach weiteren Möglichkeiten der Vermittlung. „Die Jugendlichen können durch Praktika Bereiche kennen lernen, die sie bisher nicht in Betracht gezogen haben. Den Firmen bieten wir einen Ausbildungsbonus. Und machen beiden Seiten klar: Durch Warten wird man nicht interessanter.“ Viele Arbeitgeber beklagen nach wie vor die geringe Qualifizierung ihrer Bewerber. „Hier gibt es ausbildungsbegleitende Hilfen“, sagt Sabine Knapstein, und Brita Russack, Leiterin des U25-Hauses der Sozialagentur, ergänzt, dass der Schulabschluss kein Hindernis sein muss. Tatsächlich beginnen laut Russack 30 Prozent der Jugendlichen mit Hauptschulabschluss sofort eine betriebliche Ausbildung. „Viele müssen jedoch bei Schulbildung oder Sozialverhalten noch aufholen.“
Förderung in Vollzeit
Im U25-Haus bündelt die Sozialagentur Leistungen für junge Hartz IV-Empfänger und Maßnahmen an den Schulen. Beim Projekt „Steps“ werden Jugendliche in berufsfördernde Vollzeitmaßnahmen vermittelt, seit Mai 2009 ebnet die „Kontaktstelle Wirtschaft“ den Weg in die Firmen. „2009 konnten wir so 43 Ausbildungsverträge vermitteln, 27 Stellen sind dabei neu entstanden“, sagt Brita Russack. „In diesem Jahr sind es schon jetzt 43 Verträge, darunter 15 neue Ausbilder.“
Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote bei Mülheimer SGB II-Empfängern unter 25 Jahren noch bei 1,3 Prozent. Heute sind es laut Brita Russack 0,7 Prozent, NRW-weit 5,5.