Sie waren in der Krisenzeit die ersten Opfer am Arbeitsmarkt, jetzt sind sie wieder gefragt: Auch in Mülheim zieht die Nachfrage nach Leiharbeitskräften spürbar an.

Fast jede dritte freie Stelle, die die Agentur für Arbeit zurzeit für Mülheimer Arbeitgeber vermitteln kann, ist in der Zeitarbeitsbranche beheimatet.

Seit Jahresbeginn haben Zeitarbeitsfirmen der Arbeitsvermittlung fast 600 Stellen gemeldet, das sind 4 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aktuell hat die Agentur 679 unbezuschusste Jobs in der Ruhrstadt anzubieten, 203 davon in der Zeitarbeitsbranche.

Die Leiharbeitsfirmen, so Agentur-Sprecherin Katja Hübner, suchen indes kaum Helfer. Sie suchen ausgebildete Fachkräfte. Die Einsatzbereiche sind bunt gemischt: Es gibt kaufmännische Stellen, Jobs in der Metall- und Elektrobranche, in der Pflege, in Call Centern. Auch Kommissionierer und Gabelstaplerfahrer sind gefragt. Gewerkschafter beklagen, wie berichtet, den Trend. Sie fürchten die Verdrängung von Stammkräften und eine Spaltung der Belegschaften. Die Bundes-SPD hatte erst am Donnerstag wieder einen gesetzlichen Mindestlohn für Zeitarbeit gefordert.

Gestern legte die Arbeitsverwaltung auch ihren Monatsbericht für Juli vor. Demnach ist die offizielle Zahl der Arbeitslosen in Mülheim um 125 Personen auf 7293 Arbeitslose gestiegen. Die Quote erhöhte sich, saisonal üblich, leicht auf 8,9 % (Juli 2009: 8,7 %). Vor allem sind mehr junge Menschen arbeitslos gemeldet. Viele haben im Juli ihre Schul- oder Berufsausbildung beendet und sind momentan beschäftigungslos. Agentur-Chef Heinrich Lehnert macht den Jüngeren aber Hoffnung: „Junge Fachkräfte werden aktuell sowie in naher Zukunft verstärkt nachgefragt. Wir sind zuversichtlich, dass diese jungen Menschen schnell eine neue Beschäftigung finden.“ Schwieriger dürfte es für ältere Arbeitslose ab 50 werden. 2285 Menschen aus dieser Generation sind momentan ohne Arbeit. Ein positives Zeichen: Im Juli trudelten nur fünf neue Anzeigen zur Kurzarbeit in kleinen Firmen ein. Der Trend der Erholung setzt sich fort.

Gegenüber der offiziellen Arbeitslosenzahl geben andere Zahlen der Agentur allerdings bessere Auskunft über das tatsächliche Ausmaß der Unterbeschäftigung. Zählt man etwa Ein-Euro-Jobber und Menschen in anderen Maßnahmen der Agentur hinzu, haben 9166 Mülheimer keinen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt.