Mülheim.
15 städtische Brunnen sprudelten und plätscherten bislang in Mülheim allein in der Innenstadt zwischen Stadthalle, Kirchenhügel, Rathaus und Forum. Doch das ist jetzt vorbei. Die Finanzkrise legt die „Stadt der Brunnen“ trocken. Die Empörung ist groß.
Es geht natürlich um Geld. Das Plätschern und Sprudeln kostet im Jahr 50 000 Euro, rechnet die Verwaltung vor. Keine Pflichtaufgabe, ein freiwilliges Angebot. „Und wir befinden uns schließlich in einer vorläufigen Haushaltsführung“, lässt das Rathaus verkünden. Kurz vor dem Nothaushalt gibt’s kein Wasser. Man wolle zunächst abwarten, wie der Rat Ende Mai in Sachen Haushalt entscheide. Heißt: Mit einem soliden Haushaltssicherungskonzept, das 52 Millionen dauerhaft einspart, könnte die Brunnenstadt wieder zu Recht den Namen tragen.
In der Bürgerschaft sorgt die Trockenlegung zumindest für Verwunderung. Die Einzelhändler hinterfragen angesichts der Sparmaßnahme die „Qualitätsoffensive Innenstadt“. Quer durch die Parteien macht sich ebenfalls Unmut breit, vor allem deshalb, weil die Verwaltung entschieden habe ohne Rücksprache mit der Politik. Zu denen, die geradezu empört reagieren, gehört der SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering: „Gemeinsam mit vielen Bürgern hat die SPD-Fraktion kein Verständnis für den vorauseilenden Gehorsam des Tiefbauamtes gegenüber dem Kämmerer.“
Bislang nicht beschlossen
Er weist darauf hin, dass die im Haushaltssicherungskonzept der Verwaltung vorgesehene Sparmaßnahme, die Innenstadt-Brunnen abzuschalten, bislang von der Politik nicht beschlossen worden sei. Für die SPD-Fraktion hat dieser Vorschlag auch wenig Aussicht auf Erfolg, da aufgrund der weiter notwendigen baulichen Instandhaltung der Einspareffekt einer Brunnenabschaltung nur geringfügig sei. „Die Spitzen von Politik und Verwaltung betonen bei jeder Gelegenheit den einzigartigen Standortvorteil unserer Innenstadt mit ihrer Lage direkt am Wasser. Und dann geht ein A 12-Beamter hin und dreht der City den Hahn ab“, schimpft Wiechering und fordert: „Wasser marsch!“
Wo ist die Geschäftsgrundlage für ein solches Vorgehen? regt man sich auch in der CDU auf, lehnt die Trockenlegung ab und fragt sich: Was wäre, wenn die Verwaltung jetzt von sich aus alle freiwilligen Leistungen kürze?
„Unverantwortlich“
Gar „unverantwortlich“ nennt die Chefin des Stadtmarketings, Inge Kammerichs, das Vorgehen. „Brunnen ohne Wasser sind sinnlos.“ Sie, die stets gedrängt wird, die Innenstadt attraktiver zu machen, drängt jetzt Richtung Verwaltung: „Diesen Schritt versteht niemand.“ Hinzu komme, dass die trockenen Brunnen bereits als Abfallbehälter benutzt würden.
Die Welle des Unmuts hat das Rathaus längst erreicht. Dort entschied man sich gestern Mittag, wenigstens den Hahn am Kurt-Schumacher-Platz aufzudrehen. Und die drei Brunnen auf der Schloßstraße sollen nächste Woche gereinigt werden, Wasser folgt. Der Rest bleibt dicht.