Mülheim.
Eine entflohene Monokel-Kobra hielt am Donnerstag die Heimaterde in Atem. Das hochgiftige Tier war aus dem Terrarium eines 19-Jährigen entkommen - und konnte trotz Entkernung der Wohnung bis zum Abend nicht gefunden werden. Am Freitag geht die Suche weiter.
Eine entflohene Monokel-Kobra löste auf der Heimaterde einen Großalarm aus. Die hochgiftige Babyschlange ist bereits am Donnerstag aus dem Terrarium in einer Privatwohnung an der Kleiststraße entflohen, weil der Halter, ein 19-jähriger Hobby-Terrarier, es offensichtlich versäumt hatte, entsprechende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Seitdem hält die weiter flüchtige Kobra die Heimaterde in Atem.
Wie der Bruder des Schlangen-Besitzers der WAZ berichtete, hat Kevin O. am Mittwoch gegen 20.30 Uhr entdeckt, dass die Schlange durch eine unzureichend gesicherte Lüftung des Terrariums ausgebüxt war. Erst nach viereinhalb Stunden vergeblicher Suche betätigte der alleinstehende junge Mann den Notruf. Seither stellte die Mülheimer Berufsfeuerwehr und die angeforderte Reptilien-Spezialtruppe der Düsseldorfer Wehr die Wohnung auf den Kopf, um die etwa 30 Zentimeter lange, nur Bleistift-dicke Kobra zu entdecken.
Erst am Samstag gekauft
Ein Biss des Reptils, erst am vergangenen Samstag auf Europas größter Reptilienmesse in Hamm gekauft, kann tödlich enden. Das Nervengift ist auch bei einem Babyreptil so stark, dass Lähmungserscheinungen schnell eintreten. Bereits nach einer Stunde droht eine Atemlähmung oder Herzstillstand. So war der Düsseldorfer Aquazoo alarmiert, sein vorrätiges Serum auf Abruf bereitzuhalten. Später orderte man das Gegengift nach Mülheim. Im Evangelischen Krankenhaus wird ein Notfall-Bett bereitgehalten.
In den Nachtstunden bereits begann die Feuerwehr die Wohnung leerzuräumen. Die soll so „verrottet“ ausgesehen haben wie die eines Messis. „Bestimmt 50 Bierflaschen sind da über die ganze Wohnung verteilt“, war zu hören. Vor dem Haus lag morgens das vielfach stark versiffte Mobiliar, da flogen aus dem Fenster der Dachgeschosswohnung schon die Fußboden-Dielen. Die Kobra, die sich bis auf die Größe eines Zwei-Euro-Stückes zusammenrollen kann, könnte durch die Schlitze gekrochen sein, so Wolfgang Fischer, Leiter der Gefahrenabwehr im Ordnungsamt. Er kündigte an, dass man die komplette 50-Quadratmeter-Wohnung entkernen werde. Das war am Abend geschehen. Die Giftschlange fanden die Einsatzkräfte nicht, obwohl deren Leitung den ganzen Tag lang bei seiner Vermutung geblieben war, dass sie sich nur in der Wohnung aufhalten könne.
Vielleicht aus dem Haus bewegt
Lange Zeit hielten sich die Mieter der zwei Wohnungen unter dem Einsatzort immer noch im Haus auf, von einer Evakuierung sah die Stadt ab. Die Gefahr, dass etwa ein Türschlitz dem Tier den Weg aus der Wohnung gewiesen haben könnte, zog die Einsatzleitung zunächst nicht in Betracht, am Abend musste Stadtsprecher Volker Wiebels dann feststellen: „Wir können nicht ausschließen, dass das Tier nicht anderswo im Haus ist.“ Bei den frühlingshaften Temperaturen habe sie sich eventuell gar aus dem Haus bewegt. Das sei laut der Experten der Feuerwehr „denkbar, aber eher ausgeschlossen“.
In der Nachbarschaft hatte sich bereits gegen Mittag große Sorge breitgemacht, weil die Stadt sie bis dato nicht über die Gefahrenlage informiert hatte. Von der WAZ damit konfrontiert, schickte die Stadt dann doch Mitarbeiter des Ordnungsamtes von Tür zu Tür.
Suche unterbrochen
Am Nachmittag wurde die Suche abgebrochen. Die Mieter im Haus sollten aufgefordert werden, das Haus zu verlassen. Es sollte noch am spätern Nachmittag ausbruchsicher versiegelt werden. Nachbarn seien, sofern angetroffen, über die Gefahr informiert worden. Man habe darum gebeten, die Informationen weiterzutragen. Wiebels hatte eine „gut funktionierende Nachbarschaft“ ausgemacht.
Am Freitagmorgen soll die Suche nach dem Reptil fortgesetzt werden. Wer für den Großeinsatz finanziell geradezustehen hat, werde geprüft, so die Stadt. Ob beim Halter der Schlange allerdings was zu holen ist, darf bezweifelt werden. Der 19-Jährige ist ohne Arbeit.