Mülheim. Die Sorge um die Sicherheit der Mülheimer Deiche ist groß. Zumindest einer würde einem Jahrhunderthochwasser nicht mehr standhalten. Was nun?

Das nächste Hochwasser in Mülheim kommt bestimmt. Wie stark aber wird das ausfallen und werden dann die Deiche in Styrum und Saarn halten? Zumindest in einem Fall zeichnet die Stadtverwaltung ein ernstes Bild: Einem extremen Hochwasser wie 2021 würde der Saarner Deich nicht noch einmal die Stirn bieten können. Eine Sanierung ist bitter nötig. Und es droht noch ein zweites Szenario, wenn sich der Deichverband, der den Damm instand hält, auflösen würde.

Denn in diesem Fall trüge die Stadt Mülheim die alleinige Verantwortung und müsste auch eine mehrere Millionen schwere Sanierung allein stemmen, machte Umweltamtsleiterin Ulrike Bresa im Umweltausschuss deutlich. Doch wie teuer kann das werden und muss der Damm womöglich aufgegeben werden?

Wenn der Deichverband sich auflöst, steht Mülheim in der Verantwortung

Im Dezember vergangenen Jahres ging der Deichverband von etwa 20 Millionen Euro für die Sanierung aus. Etwa 20 Prozent davon müsste er selbst bestreiten, erklärte damals ein sichtlich besorgter Ulrich Bösebeck vom Verband. Denn woher sollte der kleine Verband die schätzungsweise vier Millionen Euro nehmen? Um dem aktuellen Regelwerk für moderne Deiche zu entsprechen, müsste man wohl einen hohen Kredit aufnehmen.

Das Hochwasser am Ruhrdeich an der Mintarder Straße machte die Mängel am Ruhrdeich noch einmal sichtbar.
Das Hochwasser am Ruhrdeich an der Mintarder Straße machte die Mängel am Ruhrdeich noch einmal sichtbar. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Trivial ist die Situation nicht, denn „nach den gesetzlichen Bestimmungen haftet der Vorstand für Schäden durch Hochwasser, wenn die Deiche wegen mangelnder Unterhaltung oder unterlassener Sanierung bei Hochwasser brechen“, heißt es auf den Seiten der Bezirksregierung Düsseldorf.

Weil auch die Stadt das Geld nicht einfach erübrigen kann, werden derzeit verschiedene Alternativen betrachtet: von der einfachen Ausbesserung bis hin zu teilweisen Öffnungen des Damms.

Land unter auf Mülheims Campingplätzen und auf dem Auehof

Die Hochwasserkarte zum Saarner Deich der Bezirksregierung Düsseldorf zeigt, wie sich die Ruhr bei einem Jahrhunderthochwasser ausdehnen könnte.
Die Hochwasserkarte zum Saarner Deich der Bezirksregierung Düsseldorf zeigt, wie sich die Ruhr bei einem Jahrhunderthochwasser ausdehnen könnte. © funkegrafik nrw | Anna Stais

Die möglichen Folgen eines Jahrhunderthochwassers? Sie sind auf einer Hochwassergefahrenkarte der Bezirksregierung berechnet: Von der Mendener Brücke im Norden bis zur Mintarder Brücke im Süden zieht sich das überschwemmungsgefährdete Gebiet. Im Westen dehnt es sich recht weitläufig aus, sogar bis jenseits der Mintarder Straße.

Der Auehof etwa läge tief im orangefarbenen Bereich, mit im Extremfall einer Tiefe von bis zu vier Metern unter Wasser. Doch auch die Campingplätze Dicken am Damm, Haus Kron und Staader Loch sind davon nicht ausgenommen, weil sich das gefährdete Gebiet zu beachtlichen Teilen bis zum Spazierpfad Ruhrauenweg ausdehnt. Auch hier könnte die Ruhr zwischen ein und im Extremfall wohl vier Meter hoch stehen.

Was droht im Falle eines neuen Jahrhunderthochwassers in Mülheim?

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Droht diesen Bereichen also konkrete Gefahr im Falle eines erneuten Jahrhunderthochwassers? „Das lässt sich allgemeingültig nicht beantworten, dazu müsste man den ‚Ernstfall‘ definieren, denn Hochwasserlagen können sich saisonal und witterungsbedingt stark voneinander unterscheiden“, will Umweltamtsleiterin Ulrike Bresa die möglicherweise Betroffenen nicht verunsichern. Klar sei außerdem, dass bei Hochwasserlagen „auch weiterhin alle Schutzmaßnahmen zur Deichverteidigung von Seiten der Stadt vorgenommen würden mit Unterstützung der Hilfsorganisationen“, versichert Bresa.

Doch wie es sich auswirken würde, wenn man den Deich an manchen Stellen öffnete, um Hochwasser auf die dahinterliegenden Gebiete zu lassen, ist dagegen noch gar nicht berechnet. Im weiteren Austausch mit der Bezirksregierung sollen also mehrere Szenarien betrachtet werden, die fundierte Aussagen für zukünftige Hochwasserschutzmaßnahmen zulassen.

Situation des Saarner Deiches ist seit Jahrzehnten bekannt

Auf die lange Bank schieben ließen sich die Überlegungen, wie man mit dem Deich und dem Gebiet dahinter künftig verfahren will, also nicht. Zumal die dringende Sanierungsbedürftigkeit des Saarner Deiches längst bekannt ist, schon seit den 1960er Jahren, wie es im aktuellen Bericht der Mülheimer Verwaltung heißt. Verschiedene Male besserte der Deichverband zwar aus, doch insgesamt entspricht der Deich nicht mehr den allgemein anerkannten Regeln der Technik.

Das Hochwasser zur Jahreswende 2023/2024 hat die bekannten Einschätzungen zum Saarner Deich noch einmal ‚untermauert‘, als man zwischen Mendener Brücke und Dicken am Damm getrübtes Sickerwasser am Deichfuß feststellte. Daraufhin hatte man für Februar einen Termin mit der Bezirksregierung Düsseldorf geplant.

Welche Vorteile ein Überschwemmungsgebiet hätte

Die Ergebnisse des inzwischen stattgefundenen Treffens? Noch wenig konkret. Man habe sich die Lage vor Ort angeschaut und sich über den Saarner Deich ausgetauscht, heißt es von der Bezirksregierung Düsseldorf. Die bisherigen Maßnahmen des Deichverbands betrachtet sie jedoch weiterhin nur als provisorisch. Die bekannte Forderung - und damit der Druck auf den Verband - bleibt daher bestehen: „Wenn der Deich nicht so saniert wird, dass er einen Schutz gegen ein hundertjährliches Hochwasser bietet, ist dahinter ein Überschwemmungsgebiet festzusetzen.“

Zumindest einen Vorteil könnte das haben: Würden die Bereiche zwischen Saarn und Mintard als Überflutungsfläche dienen, könnte das die Gefahr für die Mülheimer Innenstadt senken. „Das Gespräch war sehr kontruktiv“, lobt Umweltamtsleiterin Ulrike Bresa den Austausch, warnt aber davor, schnelle Lösungen zu erwarten. „Die Thematik ist sehr komplex und lässt sich nicht trivial oder unmittelbar lösen, stattdessen ist von einem mehrjährigen Prozess auszugehen.“

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Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim an der Ruhr | Ralf Rottmann
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim | Michael Dahlke
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Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
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Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © Mülheim | Lars Fröhlich
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen.
Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
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Hochwasser in Mülheim: Der Pegel der Ruhr ist bedrohlich angestiegen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich
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