Mülheim. Nummer 730 in Mülheims Denkmalliste ist etwas Besonderes: Die Stadt hat eine Tankstelle unter Denkmalschutz gestellt. Eine weitere soll folgen.
Tankstellen in Mülheim sind in den Fokus von Denkmalschützern geraten. Eine erste (ehemalige) Tankstelle ist unter Schutz gestellt, eine zweite soll bald folgen.
Tankstellen als Denkmal - das ist ein ganz neues Projekt in Mülheim. Unlängst verkündete Axel Booß als Leiter der städtischen Denkmalbehörde, dass die ehemalige Tankstelle mit Wagenwaschhalle an der Kalkstraße als Baudenkmal Nummer 730 in die Denkmalliste Mülheims aufgenommen worden ist - im Übrigen gegen den Willen der Eigentümer, die mit der Immobilie laut Booß wohl anderes im Sinn hatten. Die Eigentümer reagierten auf Anfrage dieser Redaktion allerdings nicht, was für sie die Unterschutzstellung der Immobilie bedeutet. Seit über 30 Jahren wird die ehemalige Tankstelle als Kfz-Meisterwerkstatt samt Gebrauchtwagenhandel genutzt (Jens Burghardt W&W Cars).
Mülheimer Tankstellen-Bau als Anschauungsobjekt der Wirtschaftswunderzeit
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Der Bau entstand 1955 und 1956 im Auftrag von Ernst Fastrich, die Pläne dafür entwarf das Architekturbüro von Franz und Willi Bunse. Der Komplex umfasst einen eingeschossigen Flachdachbau „mit charakteristischem, schmal dimensioniertem, geschwungen gestaltetem Stahlbetonflugdach, das auf zwei schlanken Stützen ruht“ sowie Büro, Verkaufsraum, Aufenthaltsräume und eine ehemalige Wagenwaschhalle, heißt es in der Denkmalbeschreibung. Die Tankstelle sei weitgehend authentisch erhalten und dokumentiere auf anschauliche Weise den Tankstellen-Bau in der Wirtschaftswunderzeit.
Am Erhalt und der Nutzung besteht laut Einschätzung der Denkmalschützer aus diesem Grund „ein öffentliches Interesse“, es stehe auch für „die Entwicklung der Massenmotorisierung in der Nachkriegszeit in Mülheim“ und sei „bedeutend für die Geschichte des Menschen“. Erhalt und Nutzung seien auch von wissenschaftlichem Belang, „da es sich um ein authentisch erhaltenes, inzwischen seltenes Zeugnis der Tankstellenarchitektur der 1950er Jahre handelt, bei dem alle wesentlichen funktionalen Elemente des Typus ,Großtankstelle‘, wie er sich bereits Ende der 1920er Jahre in Deutschland entwickelt hatte, erhalten sind“.
Auch Aral-Tankstelle an Mülheims B1 soll unter Denkmalschutz gestellt werden
Tankstelle und Wagenwaschhalle an der Kalkstraße sind nun im äußeren Erscheinungsbild, aber auch im Innern in historischer Substanz, Konstruktion, Erscheinungsbild und Ausstattung geschützt.
Auch an anderer Stelle steht eine Tankstelle kurz davor, unter Denkmalschutz gestellt zu werden. Es handelt sich dabei um die „Aral“ mit Zufahrt an der B1 in Holthausen. Das Gutachten der Oberen Denkmalbehörde beim Landschaftsverband Rheinland dazu liege noch nicht vor, sagt Mülheims Denkmalschutz-Chef Booß aktuell zum Unterfangen. „Wir als Denkmalbehörde haben die Tankstelle vorläufig unter Schutz gestellt. Sobald uns das Gutachten vorliegt, erfolgt die richtige Eintragung.“
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