Mülheim. Ein neues Highlight in Mülheims Innenstadt? Was das neue Fassadengemälde vor dem Forum zeigt – und was parallel noch enthüllt wurde.
Noch trübt das Gerüst den Gesamteindruck, dennoch blieben am Dienstag erste Passantinnen und Passanten stehen, um sich die neue Fassadenbemalung auf dem Kurt-Schumacher-Platz anzusehen. Diese wurde nach fünfmonatiger Arbeit offiziell enthüllt.
„Das war schon ein krasser Moment für mich, als ich es zum ersten Mal selbst in Gänze gesehen habe. Sonst stand ich ja immer nur 30 Zentimeter davor“, berichtete die Dortmunder Künstlerin Sarah Jil Niklas, die – Entwurf und Vorarbeit inklusive – ein halbes Jahr lang an der Fassade des Hauses an der Eppinghofer Straße 23 gearbeitet hat.
Haus gehört bekanntem früheren Mülheimer Eisdielen-Besitzer
In dem Haus aus dem Jahr 1956 war im Erdgeschoss 41 Jahre lang das Reisebüro Hellwig beheimatet. Seit vier Jahren gehört das Gebäude Fabrizio Plati, dem ehemaligen Eigentümer der bekannten gleichnamigen Eisdiele an der Ruhr. „Als gebürtiger Mülheimer wollte ich in erster Linie Mülheim verschönern“, berichtet der Eigentümer. Statt einer neuen Styroporfassade kam ihm schnell eine künstlerische Gestaltung in den Sinn. Zudem kannte er Sarah Jil Niklas über die „Art Karlsruhe“.
Das Resultat sei „einmalig“ geworden. „Es passt genau in unsere Innenstadt und wird noch viel mehr ins Auge fallen, sobald das Gerüst weg ist.“ Noch seien aber letzte Feinheiten nachzuarbeiten, verriet die Künstlerin, die schnell von einer frühen Idee zweier großer Tänzerinnen auf der Fassade abwich. „Der Eigentümer war von Anfang an sehr beeindruckt von der Philosophie der verschlungenen Menschen, wo es um die Verbindungen geht. Diese tiefe Komponente hat einen narrativen Charakter, an dem man sich nicht satt sieht“, so Niklas. Das seien auch regelmäßige Rückmeldungen ihrer Sammler: „Man entdeckt immer wieder etwas Neues“.
Was die Motive in Mülheims City symbolisieren sollen
Genauso verhält es sich auch mit dem Motiv auf dem Kurt-Schumacher-Platz. Das Motiv verkörpere die menschlichen Beziehungen, die Kommunikation und die Gemeinschaft als zentrales Element. Zudem hat sich die Malerin auch von ihrer zweiten Leidenschaft, dem Ballettanz inspirieren lassen.
„Von nahem betrachtet wirkt es eher abstrakt und chaotisch, von Weitem betrachtet formt sich dann das Bild“, meinte die Künstlerin nach der Enthüllung. Das aus mehreren Figuren bestehende Gemälde sei maßgeschneidert auf das Haus und seine Architektur, füge sich in die Anordnung der Fenster ein. „Ich habe mich für schwarz-weiß entschieden, weil es auch nicht zu sehr in Konkurrenz stehen soll.“
Künstlerin wohnte in Mülheim: „Ich bin immer durchs Fenster aufs Gerüst gekrabbelt“
Für die Dauer der Arbeiten hat Sarah Jil Niklas in der oberen Wohnung des Hauses gelebt. „Ich bin immer durch das Fenster aufs Gerüst gekrabbelt und habe dann gemalt – selbst am Silvesterabend habe sie hinter der Gerüstvekleidung an dem Werk gearbeitet. „So eine riesige Fassade zu bemalen, ist der Traum eines jeden Künstlers“.
Gefördert wurde das Projekt durch das städtische Hof- und Fassadenprogramm, das sich an Eigentümerinnen und Eigentümer aus der Innenstadt und Teile von Eppinghofen richtet. „Es ist eher die Ausnahme, dass ein Eigentümer oder eine Eigentümerin mit der Idee einer künstlerischen Fassadengestaltung auf uns zukommt. Umso mehr hat es uns gefreut, dass an dieser prominenten Stelle nun ein Kunstwerk das Stadtbild prägt“, sagte Maria Papoutsoglou vom Team Innenstadt.
Aus Reisebüro wird Pizzeria: Eröffnung in den nächsten zwei Wochen
Durch die Enthüllung wurden im Erdgeschoss auch erstmals die Pizzeria-Schilder sichtbar. In zwei Wochen soll im Erdgeschoss, wo 41 Jahre lang das Reisebüro Hellwig beheimatet war, eine neue Gastronomie eröffnen. „Der Kurt-Schumacher-Platz ist ideal für eine weitere Gastronomie und ich habe nach passenden Pächtern gesucht“, erklärt Fabrizio Plati. Die beiden künftigen Gastronomen betreiben aktuell noch das Restaurant bei Möbel Bernskötter in Heißen. Die Pizzeria wird über eine Außengastronomie auf dem Platz sowie im Innenhof verfügen.
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